Todesfelde. Bewohner des Todesfelder Ortsteils Voßhöhlen griffen zum Spaten, weil sie beim Glasfasernetz-Ausbau nicht außen vor bleiben wollten.

Schnelles Internet auf dem flachen Lande – ein heikles Thema. Ganze Flächen sind abgehängt, dort ansässige Firmen leiden, Privatleute können den PC-Platz verlassen und sich einen Kaffee kochen, bevor sich eine Internetseite aufgebaut hat. Für die Netzbetreiber ist es oft zu kostspielig und finanziell zu unergiebig, abgelegene Ortsteile an das Netz zu bringen. Eine fatale Situation für viele, aber es gibt Menschen, die trotzen den ökonomischen Gewalten und schreiten selbst zur Tat: Zum Beispiel die 160 Bewohner des abgelegenen Ortsteils Voßhöhlen der Gemeinde Todesfelde. Ihr Beispiel hat inzwischen bundesweit Furore gemacht. Denn sie sind die ersten in Deutschland, die zum Spaten gegriffen haben, um selbst für das Internet zu buddeln.

Die Bewohner des Ortsteils Voßhöhlen hätten sich einen Internetanschluss erkaufen können. Wären sie bereit gewesen, pro Haushalt 5000 Euro auf den Tisch zu packen. Das aber wollte verständlicherweise niemand. „Voßhöhlen zu verkabeln wäre für uns nicht wirtschaftliche gewesen“, sagt Ralf Pütz, Geschäftsführer von Unser Ortsnetz GmbH, einem Tochterunternehmern der Deutschen Glasfasergruppe. er steht aber hinter den Voßhöhlener Aktivitäten und koordinierte die Arbeiten . Das Unternehmen Deutsche Glasfaser gehört zur Reggeborgh-Gruppe, einer Investmentgesellschaft und einem der größten Netzbetreiberunternehmen in den Niederlanden. In den Niederlanden sind die Gesellschafter bereits seit über zehn Jahren aktiv und haben dort mehr als 1,8 Millionen Breitbandanschlüsse auf Glasfaserbasis realisiert.

Mit Schaufeln und Minibaggern gingen die etwa 60 Freiwilligen ans Werk und buddelten den benötigten Graben selbst. Das war Schwerstarbeit: Sieben Kilometer lang und 80 Zentimeter tief – das war mit einfachen Spaten alleine nicht mehr zu bewältigen. Manager, Schüler, Handwerker und Rentner spuckten kräftig in die Hände und legten los.

Treibende Kraft war der örtliche Bauunternehmer Thomas Nehrmann, der selbst auf schnelles Internet angewiesen ist. Er stellte auch fünf Minibagger zur Verfügung, aber über seine Aktivitäten mag er öffentlich nicht reden. Etwas mehr als zwei Wochen waren die freiwilligen Kräfte im Einsatz, dann war der Graben fertig. Zurzeit werden noch die letzten Feinarbeiten geleistet, aber im Grunde könnte Ralf Pütz demnächst beginnen, das Glasfaserkabel in eine spezielle Röhre einzublasen.

Vorher allerdings müssen noch die Straßen unterquert werden. Denn in diesen Bereichen konnten die freiwilligen Helfer nicht graben. Das allerdings ist für die Mitarbeiter von Unser Ortsnetz eine Routineangelegenheit. Bis Ende Juni, so schätzt Ralf Pütz, müsste alles erledigt sein. Bis dahin sollten alle Leitungen verlegt und alle Häuser angeschlossen sein. Dann kann endlich schnell gesurft werden.

Für die Inbetriebnahme sind pro Anschluss die üblichen 69 Euro Gebühren fällig, Anschlussgebühren müssen nicht gezahlt werden. Die Voßhöhlener haben durch ihre Arbeit, die übrigens auch an den Wochenenden nicht unterbrochen wurde, einen Eigenanteil von rund 120.000 Euro erbracht. Ralf Pütz ist begeistert und sieht in der Arbeit dieser Bürgerinitiave ein richtungsweisendes Projekt: „Die Voßhöhlener könnten ein echtes Vorbild für andere Gemeinden sein.“

Tatsächlich sind auch die Bewohner anderer Orte im Kreis Segeberg auf das Todesfelder Projekt aufmerksam geworden. Bei Ralf Pütz haben sich inzwischen schon andere Interessenten gemeldet, die wissen wollten, wie eine solche Sache zu stemmen ist. Im Gespräch sind zurzeit die Bewohner von Außengebieten in Seth und Fahrenkrug.

Die Bewohner von Voßhöhlen sind ihrer Zeit jedenfalls ziemlich weit voraus. Sie könnten, damit rechnet der Geschäftsführer von Unser Ortsnetz ganz stark, Trendsetter für Ortschaften in ganz Deutschland sein. Das wird natürlich gefeiert. Wenn im Sommer das schnelle Surfen Wirklichkeit geworden ist, machen sie ein Fass auf und wollen eine Riesenparty feiern.