Norderstedt . 150 Bäume werden derzeit vor den neuen Tesa-Zentrale eingepflanzt. Einer davon war mit über 6 Tonnen ein kapitales Schwergewicht

Wer schon mal bei der Fällung von großen Bäumen dabei war, der kennt das unfassbar schnelle Prozedere, bei dem ein seit 100 Jahren stetig gewachsener Baum innerhalb von nur wenigen Minuten von riesigen Baumfäll-Maschinen in häckselfähiges Kleinholz verwandelt wird. Am Donnerstag konnte man vor der neuen Firmenzentrale von Tesa an der Niendorfer Straße beobachten, wie viel Mühe, Zeit und Aufwand es bedeutet, einen einzigen Baum zu pflanzen. Zugegeben: Mit 6,3 Tonnen Gewicht, einer Höhe von etwa 14 Metern und einem Alter von 15 Jahren war dieses Exemplar der Gattung Quercus Robur nicht gerade Baumschul-Alltag.

Wenn etwa 700 Mitarbeiter von Tesa im Herbst in die neue Zentrale einziehen, dann soll es vor dem Firmeneingang nicht nur der blanke Mutterboden in Erwartung zarter Sprösslinge liegen. Also haben die „Tesaner“ bei der Baumschule Rumpf in Nortorf gleich einen ganzen Wald gekauft. Insgesamt 150 Bäume werden rund um die Firmenzentrale gepflanzt. Kirschen, Buchen und Eichen, dazu etliche Sträucher und Stauden, sogar Obstbäume kommen in die Erde.

Das Prunkstück aber, der „ultimative Tesa-Eiche“, wie es Jens Koth, Architekt und Prokurist der one tesa Bau GmbH ausdrückt, das ist eine stattliche Stileiche. „Wir sahen den Baum auf dem Baumschulengelände stehen. Er strahlte irgendwie und es war klar, dass wir ihn haben wollen.“

Am Donnerstag rückte nun frühmorgens ein Lastwagen mit der fest vertäuten Eiche auf der Ladefläche an. Um den gut gewachsenen Baum mit seinem mächtigen, verpackten Wurzelballen ohne Schaden von der Pritsche zu bekommen, war ein Teleskop-Kran der Firma Kühl aus Elmshorn geordert worden. „Der kann 40 Tonnen heben, der Baum wiegt mit Haken und Ketten etwa 7,4 Tonnen. Also kein Problem“, sagt Kran-Fahrer Gerd.

Zum Problem wurde vielmehr das Anlegen der Riemen, an denen der Baum zu seinem neuen Standort gehoben werden sollte. „Der Baum ist ja sowas wie ein Heiligtum“, sagt Armin Siebken, einer der Mitarbeiter der Baumschule Rumpf. „Wir müssen ihn so anheben, dass die Rinde nicht einreißt, keine Äste abbrechen und noch dazu der Lastwagen nicht beschädigt wird.“

Dutzende Male legen die Arbeiter die Riemen neu an, lassen den Kran den Baum anheben und wieder absenken, weil die Riemen verrutschen und der Baum zu kippen droht. Nach etwas mehr als zwei Stunden sitzen die Riemen schließlich. Langsam beginnt der Baum zu schweben, dann hängt er hoch in der Luft vor der Tesa-Zentrale. Die Arbeiter anderer Baufirmen, die im Gebäude mit der Inneneinrichtung beschäftigt sind, stellen kurz die Arbeit ein, stehen an den Fenstern und machen Handy-Fotos. Die Mitarbeiter der Baumschule sind sichtlich erleichtert. Die Eiche soll nun exakt in einem etwa zwei Meter tiefen Loch am Kopf der Sitzstufenanlagen am kleinen Tesa-See vor der Zentrale landen. Im Sommer wird er hier „Tesanern“ Schatten spenden in der Mittagspause. Langsam senkt sich der riesige Wurzelballen, eingezwängt in einem von Gitter gehaltenen Jutekorsett, in das Loch. Schließlich hat die Eiche Bodenkontakt – und die Baumschul-Leute verziehen das Gesicht. „Der steht zu hoch“, sagt Armin Siebken. Also wieder raus aus dem Loch mit dem Baum und rein in das Loch mit den Jungs und ihren Schaufeln. Beim zweiten Versuch, die Eiche abzusenken, schauen die Baumschul-Mitarbeiter zufrieden. Quercus Robur steht gerade wie eine Eins und keinen Zentimeter zu hoch. „Abhängen?“, fragt Armin Siebken einen Kollegen. „Abhängen!“, sagt der. Die Eiche kommt vom Haken, die Riemen werden abgeschnallt. Schließlich wird das Gitter-Jute-Geflecht um den Wurzelballen aufgeklappt und das Loch mit gut gedüngter Spezialerde verfüllt. „Jetzt kommt noch ordentlich Wasser und zusätzlicher Dünger drauf. Das ist nicht anders als bei den Topfpflanzen auf dem Balkon“, sagt Siebken.

Übrigens: Stileichen werden 1000 Jahre alt und älter. Wenn das mal kein Standortbekenntnis von Tesa für Norderstedt ist...