Hamburg. Tesa hat nun alle notwendigen Zulassungen für innovatives Arzneiprodukt. Umzug nach Norderstedt im September.

An der Decke hängt eine Waschmaschine. Sie baumelt an einer Stahlkonstruktion. Zusammengehalten wird das Konstrukt mit einem sogenannten doppelseitig klebendem Powerbond. Die kleinen, dünnen Streifen sind so stark, dass sie auch schwere Gegenstände halten können. Für den Hamburger Klebespezialisten Tesa ist das hängende Teil der Beweis für die eigene Innovationskraft.

Wegen zahlreicher neuer Erfindungen hat die Beiersdorf-Tochter im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz erreicht und sich besser entwickelt als die meisten Wettbewerber. Das Unternehmen, das im kommenden September wegen der Platzverhältnisse von Hamburg nach Norderstedt umzieht, ist kerngesund. Selbst den rund 160 Millionen teuren Neubau der neuen Zentrale samt Forschungszentrum kann die Tochter des Hamburger Nivea-Herstellers aus eigener Kraft finanzieren.

Neben dem Umsatz in Höhe von 1,07 Milliarden Euro sank allerdings der Jahresüberschuss, auch wegen der Investitionen in die neue Firmenzen­trale von 132,7 auf 123,6 Millionen Euro. Neben dem neuen Gebäude steckte der Konzern 2014 zudem viel Geld in Innovationen. So wurde im Hamburger Werk eine neue Polymerisationsanlage zur Herstellung von Klebmassen für neue Anwendungen gebaut, mit denen sich besonders schwere Gegenstände wie Glastrennwände kleben lassen, sodass das Bohren überflüssig wird. In Chile und Aus­tralien haben die Hamburger bereits Erdbeben- und Zyklontests bestanden und damit belegt, dass das Tesa-Verfahren auch größeren Katastrophen standhält. Im Fünfjahresvergleich hat sich Tesa beim Umsatz jedes Jahr verbessert. 2010 wurden noch 882 Millionen Euro erlöst. Inzwischen ist die Milliardengrenze überschritten. Konzernweit hat sich die Mitarbeiterzahl 2014 um sieben Prozent auf 4081 erhöht, darunter knapp 1500 in Hamburg. 850 davon werden nach Norderstedt umziehen. „Die anhaltend positive Entwicklung zeigt, dass unsere Strategie nachhaltig trägt“, sagt Schlegel. „Wir wachsen mit neuen Produkten, die unseren Industriekunden und Verbrauchern einen Mehrwert bieten. Zugleich investieren wir überproportional in neue Technologien sowie in den Ausbau unserer Strukturen“, so der Tesa-Chef.

Zu den Innovationen zählen zum Beispiel neue Hightech-Klebebänder zur Verkapselung von organischen Leuchtdioden in biegbaren Mobiltelefonen. „Das wird der Trend der Zukunft sein“, sagt Schlegel. Handys könnten auch dank dieser neuen Technologie in die Hosentasche geknüllt werden. Oder die Powerstrips. Mit ihnen können, geklebt auf Kacheln, Handtuchhalter so fest angebracht werden, dass nicht mehr gebohrt werden muss. „Und wenn man das Bad modernisieren will, kann man die Strips einfach abziehen“, sagt Schlegel. Mit einer Werbekampagne in Deutschland und anderen europäischen Ländern erreichte das Unternehmen Wachstumsraten von bis zu 6,5 Prozent im Bereich Verbraucher, der bei Tesa aber noch 25 Prozent ausmacht. Auf die Industriekunden entfallen 75 Prozent.

Vor allem bei den Autoherstellern haben die Hamburger laut Schlegel überproportional zugelegt. Erfolgreich waren vor allem fälschungssichere Kennzeichnungssysteme für den Diebstahlschutz bei Autos sowie neue Produkte zur Befestigung von Kabeln im Fahrzeuginnenraum. Im Elektronikbereich gehören ablösbare Klebeprodukte zu den Rennern, die in Smartphones zur Fixierung von Akkus eingesetzt werden, sodass diese sich schnell und leicht austauschen lassen.

Neue Umsätze wird Tesa künftig mit seiner Technologie zur Entwicklung und Herstellung von transdermalen Pflastern generieren. Das Unternehmen hat Wirkstoffsysteme entwickelt, die Medikamente über die Haut in den Körper transportieren können. Alle erforderlichen Zulassungen sind erteilt worden, sodass die Hamburger bereits loslegen konnten. Für das laufende Jahr erwartet Schlegel trotz der aktuellen Währungsunsicherheiten mit Blick auf den schwachen Euro positive Impulse von der Autoindustrie.