Seth. Seit 1974 arbeitete Ursula Seifert als Grundschullehrerin in Seth. Nun wurde die 63-jährige Konrektorin in den Ruhestand verabschiedet.

Wer sein gesamtes Berufsleben an einem einzigen Ort verbringt, der hinterlässt viele Spuren – und hat in der Regel vieles richtig gemacht. Für Ursula Seifert trifft dies augenscheinlich zu. Als junge Pädagogin kam sie 1974 an die Grundschule Seth, sie hatte gerade erst das Erste Staatsexamen abgelegt, das Zweite folgte 1978.

Nun ist es nicht ungewöhnlich, wenn Lehrer während ihrer (Beamten-) Laufbahn an verschiedenen Orten tätig sind, doch für Ursula Seifert war die erste sogleich die letzte Station. Denn es passte einfach in Seth, vom ersten Arbeitstag bis zum Ruhestand.

„Ich war meine gesamte Schullaufbahn hier. Ich habe die Schule und auch Seth lieben gelernt. Unterrichtet habe ich alle Fächer, auch wenn ich Mathematik und Sport studiert habe in Kiel“, sagte die 63-Jährige, die heutzutage in Norderstedt lebt, gebürtig aber aus Clausthal-Zellerfeld im Harz stammt.

Die herzliche Abschiedsfeier in der Turnhalle verdeutlichte, wie sehr Seifert – seit 1989 Konrektorin – auch emotional mit der Schule verbunden ist. Ihre eigene Klasse 4b geleitete sie in die Mitte, wo sie Platz nehmen durfte und sogar einen frischen Kaffee gereicht bekam. „Frau Seifert, du bist Spitze!“, sangen die Kinder in einem eigens komponierten Lied, ehe Schulleiterin Sabine Breuer eine sehr persönliche Rede hielt und den Kindern unter anderem erklärte, was so ein Ruhestand überhaupt bedeutet.

„Sie darf jetzt aufhören. Ihr werdet ihr sicher fehlen, und auch wir Kollegen werden ihr fehlen. Aber jetzt darf sie all das tun, wofür sie bisher keine Zeit hatte – lesen, reisen, bummeln gehen, gemütlich Kaffee trinken. Und nicht mehr früh aufstehen.“

Seifert war keinesfalls bloß eine Lehrerin. Als Konrektorin verantwortete sie auch Stundenpläne, übernahm viele Verwaltungsaufgaben, war nicht zuletzt ebenso Mentorin für Referendare und engagiert darin, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten. „Du hast dir die anderen Fächer immer zugetraut, und dich auch für die Weiterentwicklung der Pädagogik eingesetzt“, sagte Sabine Breuer. „Wie oft haben wir in meinem kleinen Zimmer zusammengesessen, dort Formulare ausgearbeitet oder Statistiken ausgewertet. Aus unserer Zusammenarbeit ist eine Freundschaft entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.“

Schulverband Itzstedt gibt eine Standortgarantie für Grundschule Seth

Volker Bumann, Amtsvorsteher in Itzstedt, verriet, dass Ursula Seifert nicht nur seine drei Kinder, sondern auch zwei Enkelkinder unterrichtet hat. Und entgegnete den immer wieder aufkommenden Gerüchten, dass die Grundschule in ihrer Existenz gefährdet sei. „Die Schule bleibt. Sie hat ein besonderes Konzept. Oft kommen andere Schulen her, um sich zu informieren. In Seth wurde etwa früh mit dem angefangen, was heute Inklusion heißt. Dazu wird aktiv mit Kindergärten in Seth und Sülfeld zusammengearbeitet – die Lehrer kommen in die Kindergärten, die Kinder dürfen sich auch schon einmal die Schule ansehen. Und die Einheit der Eltern ist hier stärker als anderswo.“

Auch Schulverbandsvorsteher Freerk Fischer konnte die Sorgen der Eltern entkräften. „Dieser Standort wird erhalten bleiben. Das haben wir auf unserer letzten Sitzung beschlossen.“

Nachdem so viel über sie gesprochen worden war, musste auch Ursula Seifert an das Mikrofon, wusste vor Rührung aber gar nicht mehr, was sie noch hinzufügen sollte. „Mir bleibt nur zu sagen: Danke für die schöne Zeit, und Tschüs!“

Bei der Nachfolgeregelung ist ein nahtloser Übergang gelungen. Denn die neue Konrektorin Angelika Wendt kennt Seth fast genauso gut wie Ursula Seifert, ist seit 1991 an der Schule.