Norderstedt. Die Pianistin spielte im kleinen Saal der „TriBühne“ Werke von Franz Liszt, Béla Bartók und Ludwig van Beethoven
Der Begriff virtuos wird oft bemüht, trifft aber selten zu und sollte Spitzen-Musikerinnen und -Musikern vorbehalten bleiben. Beispielsweise Miho Morimoto. Was die Pianistin beim letzten Konzert dieser Saison in der Reihe Cognito in der „TriBühne“ bot, war wirklich virtuos.
Gleich mit Isoldes Liebestod nach Richard Wagner von Franz Liszt zeigte sie, wie sie sich an die Werke heran pirscht und sie erobert. Sie baut ihr Spiel kraftvoll, aber nicht zu vordergründig auf, lässt der Komposition so ihr Geheimnis und setzt trotzdem die Magie des lisztschen wie des wagnerschen Stils frei. Ekstatische Momente wechseln mit Lyrik.
Harmlos und verhalten beginnt sie Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 13 in a-Moll, um dann wie schon beim ersten Stück die komplizierteren Phrasen sukzessive auf- und auszubauen. Miho Morimoto scheint es zu genießen, sich das Werk anzueignen, um ihre eigenen Empfindungen und Gedanken einfließen zu lassen.
Mit den Consolations Nr. 2 in E-Dur und Nr. 3 in Des-Dur scheint sie sich eine verträumte, gleichwohl hörenswerte Pause zu gönnen.
In Années de pélerinage II, Nr. 7, kostet die Pianistin die Wucht und Dramatik des Liszt-Werks intensiv aus und zieht auch die feinsten Facetten an die Oberfläche, stets darauf bedacht, Gefühl zuzulassen, ohne kitschig zu werden.
Liszt ist einer der Lieblingskomponisten der 27-jährigen Japanerin, die in Budapest lebt. Sie hat bereits viele Preise erhalten und ist Stipendiatin der Yamaha Music Foundation of Europe, die auch die Konzertreihe Cognito mit dem städtischen Kulturbüro gestaltet und den Musikwissenschaftler Rüdiger Hermann als Moderator engagiert.
Ungarisches, aber volkstümlicher als die eher salonmusikalischen Stücke von Franz Liszt, spielt Morimoto mit Béla Bartóks Ungarischen Volksliedern. Sensibel schält sie das ursprüngliche dieser Lieder heraus, imitiert hörbar die Glockenklänge, die Tänze und Gebete bis hin zum dunklen Drama. Morimoto spielt pur, ohne Schnörkel, setzt Frage und Antwort krass zueinander in Beziehung.
Dem puren Bartók folgt ein ebenso purer Ludwig van Beethoven mit der Sonate c-Moll, Nr. 32, Opus 111, mit der die junge Pianistin dem Publikum im voll besetzten kleinen Saal noch einmal ihre ganze Virtuosität von der Poesie über jazzige Klänge bis zum Drama zeigt. Dankbarer Applaus ist ihr sicher.
Start der neuen Cognito-Reihe ist am 15. September mit dem jungen Pianisten Victoria Audrej Sarasvathi.