Hobbybrauer, Braumeister und Genießer des goldbraunen Gerstensafts fachsimpelten bei der dritten Biermesse im Kulturwerk. Trotz eines Eintritts von drei Euro standen die Bierfreunde wieder Schlange am Eingang.

Norderstedt. Es ist wieder alle! 500 Liter hatte Rajas Thiele von seinem ersten Norderstedter Bier, dem 65er Harksheider, noch einmal gebraut. Denn er wollte das süffige goldbraune handgemachte Elixier unbedingt auf dem Craft Beer Day im Norderstedter Kulturwerk servieren (das Abendblatt berichtete).

Doch dort war die Nachfrage wieder derart groß, dass bereits um 16 Uhr mehr als die Hälfte des Harksheiders ausverkauft und ausgetrunken war. Um 19 Uhr, eine Stunde vor Craft-Beer-Day-Finale, musste Thiele verkünden: „Alle Fässer und Flaschen sind leer!“ Der Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt, zu dem die „TriBühne“ und das Kulturwerk gehören, überlegt jetzt einen dritten Braugang.

„Ich wechsle meinen Beruf und werde Bierbrauer“, sagte Thiele gut gelaunt und kündigte gleichzeitig an: „Das 65er Harksheider braue ich jetzt noch einmal, aber gleichzeitig setze ich ein neues Bier an, das 65er Friedrichsgaber.“ Das aber soll eine neue Geschmacksnote erhalten. Welche, verrät Thiele noch nicht. Im Jahr 2016 könnte dann ein 65er Glashütter, 2017 ein 65er Garstedter folgen. „Wenn ich für alle Stadtteile ein Bier gebraut habe, gehe ich zu den Mooren über“, sagt Thiele.

Noch einmal getoppt hat er auch den Erfolg des Craft Beer Days. Trotz eines Eintritts von drei Euro standen die Bierfreunde wieder Schlange am Eingang. Statt 4000 wie 2014 kamen diesmal 4700 Gäste. „Ich habe 200 Liter Chili con Carne gekocht, die waren um 15 Uhr verputzt“, sagte „TriBühne“-Koch Rainer Sass.

„Zum Teil mussten die Gäste eine Stunde am Eingang warten, das hat uns sehr leid getan, aber wir dürfen das Kulturwerk nicht überbelegen“, sagte Thiele. Der Initiator des Norderstedter Craft Beer Days überlegt jetzt, für 2016 zwei Tage Biermesse anzusetzen oder schon am Freitagabend zu starten. „Wir könnten Freitagabend ein After Work Beer Day ausrufen“, sagt Thiele. Eine weitere Option wäre die Öffnung des Innenhofs zwischen dem Alfred-Stern-Studio des Kulturwerks und dem Musikschul-Kubus.

Pech hatten die Bierbrauer, die zum ersten Mal mit einem Stand dabei waren und mit ihrer Bier-Menge vorsichtig kalkuliert hatten. Einige mussten schon um 15 Uhr „Alles leer“ melden.

Einer, der den Craft Beer Day sichtlich genoss und einen Sechser-Pack Bio-Bier Pale Ale der Hamburger Kehrwieder-Brauerei abschleppte, ist Michael Huszak aus Oersdorf. „Ich braue seit fünf Jahren Bier in meiner Garage“, sagte Huszak. Gerade habe er einen „guten Maibock“ gebraut. Als nächstes plant Huszak ein Pale Ale aus Amarillo-Hopfen. „Wir haben in Oersdorf sogar zwei Hobbybrauer-Gemeinschaften“, sagte Huszak. 50 Liter setzt er pro Sud an. Im Winter braut er untergäriges, im Sommer obergäriges Bier. „Das ist jedes Mal ein kleines Fest“, freut sich Huszak.

Oliver Wesseloh von der Kehrwieder-Kreativbrauerei in Hamburg nimmt die Oersdorfer Konkurrenz gelassen und zelebriert die Wiederauflage des Hamburger Senatsbocks. Der läuft süffig über die Zunge, mit betont malziger Note, Schoko- und Espresso-Aroma.

„Ich habe diesmal 50 Prozent mehr Bier mitgebracht, weil der Craft Beer Day hier in Norderstedt einfach fantastisch läuft“, sagte Wesseloh, auch amtierender Weltmeister der Bier-Sommeliers. Seine anderen Kreationen heißen „Feuchter Traum“, ein Jahrgangsbier mit erntefrischem Hopfen, oder Prototyp mit böhmischen Tennenmalz, Maracuja- und Litschi-Aroma. Der Diplom-Ingenieur für Brauwesen kreiert immer wieder spannende Biere.

Zünftig in Schottenröcken traten die Männer der Black Isle Brewery aus Inverness in Schottland auf, eine vergnügte Brauer-Gang, die schon im letzten Jahr für einen deftigen Hauch Folklore sorgte. „Das wird immer besser hier“, sagte Gerd Schmerschneider.

Ein India Pale Ale ließ sich Ariane Schubert aus Norderstedt von Niels F. Buchwald vom Aarhus Bryghus aus Dänemark zapfen. „Ich bin mit Nachbarn hier, der Craft Beer Day bringt einfach Spaß“, sagte Schubert. „Das India Pale Ale ist mit dreimal so viel Hopfen wie normal gebraut“, sagte Buchwald. Daher sei es leicht trüb und habe ein fruchtiges Aroma. „Der Norderstedter Craft Beer Day ist diesmal noch besser, so viele zufriedene Leute auf einmal, das ist selten“, sagte Buchwald und bot seinen eigenen Whisky an.

Whisky-Bier kredenzte das Team vom Westindien-Brauhaus aus Flensburg, das auch Hopfentrüffel im Sortiment hat, eine Bier-Praline aus Bierbrand und Schokolade. Das Whisky-Bier wird in Whiskyfässern.

Neben ihm stehen Simon Siemsglüss und Joana Chantre von der Buddelship-Brauerei aus Hamburg. „Dieser Craft Beer Day ist einfach super, eine richtig muggelige Atmosphäre“, sagte der Braumeister mit Kapitänspatent.