Christian Behrendt soll dem jüngsten Norderstedter Stadtteil neues Leben einhauchen und den Abwärtstrend stoppen. Er beginnt am 1. April.
Norderstedt. Er soll helfen, den Stadtteil wieder zu beleben: Christian Behrendt heißt der neue Quartiersmanager für Norderstedt-Mitte. Der 46-Jährige wird am 1. April offiziell seine Arbeit aufnehmen und scheint prädestiniert für den Job. Er hat eine kaufmännische Ausbildung und ist Medien-Profi. Der Vater einer sieben- und einer fünfjährigen Tochter will den drohenden Abwärtstrend des Bereiches rund um die Rathausallee stoppen und gemeinsam mit den Geschäftsleuten, der Stadt und den Dienstleistern das Image polieren. „Wir haben hier hauptsächlich ein Imageproblem“, sagte Baudezernent Thomas Bosse, als der neue Quartiersentwickler am Mittwoch vorgestellt wurde.
Es gehe nicht wie beispielsweise in Einkaufszentren unter einem Dach darum, einen Kundenmagneten aus dem Hi-Fi- oder Textilbereich anzusiedeln. „Das passt nicht zum Charakter des Viertels“, sagte Bosse. In Norderstedt-Mitte fänden die Kunden ein kleinteiliges, aber vielfältiges Angebot. Und das gelte es, bekannt zu machen. „Die Darstellung nach außen ist sicher eine der wichtigsten Aufgaben des Quartiermanagers. Er muss die Aufmerksamkeit auf den Stadtteil als kulturelles, Dienstleistungs- und Verwaltungszentrum lenken und ein Wir-Gefühl schaffen“, sagte Heiko Bartsch vom PACT-Arbeitskreis – PACT, das steht für das Gesetz über die Einrichtung von Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen. In einem PACT arbeiten Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer und Behörden zusammen, um Stadtbereiche attraktiver zu machen und deren Probleme gemeinsam anzupacken.
Seit Langem dümpelt der Einzelhandelsstandort im jüngsten Norderstedter Stadtteil vor sich hin. Händler und Immobilienwirtschaft klagen schon seit Jahren über die schlechte Lage des Quartiers. Leer stehende Ladenlokale ließen sich nur schwer neu vermieten. Und wenn, dann nur an „Image schädigende Geschäfte“, wie es im Maßnahmenkonzept des PACT-Arbeitskreises heißt. Gastronomie und kulturelle Einrichtungen würden zusehends in Schwierigkeiten geraten. Norderstedt-Mitte sei zwar das Stadtzentrum, werde als solches aber von der Bevölkerung nicht akzeptiert. Durch weiteren Kaufkraftabfluss und den zunehmenden Vandalismus bestehe die Gefahr des „Trading Down-Effektes“, des Abrutschens des gesamten Quartiers
Ende 2008 beschlossen Geschäftsleute, Dienstleister und Stadt, mit einer konzertierten Aktion gegenzusteuern. „Mehr als fünf Jahre hat es gedauert, bis aus den ersten Ideen ein Konzept geworden ist und der Quartiermanager seine Arbeit aufnehmen kann“, sagte Bartsch. Die Stadtvertreter hatten dem knapp 480.000 Euro schweren Reanimations-Paket im Dezember zugestimmt, zum 1. Februar ist die Satzung in Kraft getreten. Und die sieht vor, dass jeder der knapp 100 Kaufleute und Dienstleister für fünf Jahre gut 19 Euro pro Quadratmeter Gewerbefläche für die Marketing-Offensive bezahlt, ob er nun von dem Konzept überzeugt ist oder nicht. Es gab und gibt auch Widerstand. „Es wird auch eine unserer Aufgaben sein, die Kritiker zu überzeugen“, sagt Bartsch.
Das Geld reicht nur für einen „halben Quartiersmanager“, Behrendt wird 20 Stunden pro Woche für den PACT arbeiten und seine restliche Arbeitskraft einem Radiosender zur Verfügung stellen. Wer ihn treffen will, kommt zum Info-Point in der Moorbek-Passage, der neuen Anlaufstelle für alle, die Fragen, Kritik oder Anregungen loswerden wollen. „Die Meinung der Menschen, die hier leben und sich versorgen, ist uns sehr wichtig“, sagt Behrendt.
Der Mann aus dem Herzogtum Lauenburg hat sich schon einen ersten Einblick in seinen neuen Arbeitsbereich verschafft und will jetzt vor allem Kontakt zu den Händlern, Ärzten, Anwälten und anderen Dienstleistern aufnehmen, sich vorstellen, Befindlichkeiten und Probleme ermitteln, vor allem aber eine detaillierte Liste der Anbieter mit ihren jeweiligen Leistungen und Produkten erstellen. Eines ist Behrendt schon aufgefallen: „Die Menschen, die hierher kommen, merken gar nicht, dass sie sich im Herzen der Stadt befinden.“ Schon optisch müssten die Besucher willkommen geheißen werden, sofort sehen, dass sie in einem zusammenhängenden Kernbereich Norderstedts unterwegs sind. „Initiierung und Koordination eines einheitlichen Internet-Auftritts und einer gemeinsamen Marke, einschließlich eines gemeinsamen Logos für das Quartier“, heißt die offizielle Formulierung in der PACT-Satzung.
Die nennt weitere Arbeitsbereiche: So soll sich Behrendt für einheitliche Öffnungszeiten im PACT-Bereich einsetzen, gemeinsam mit den Mitgliedern ein Bonusheft entwickeln und einen zweiten Markttag etablieren – bisher stehen die Markthändler nur donnerstags vor dem Rathaus. Aktionen, Initiativen und Thementage sollen mehr Identität unter den Einzelhändlern schaffen und Kunden anlocken.
Behrendt ist montags, mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr am Info-Point in der Moorbek-Passage, dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Der Quartiersmanager ist mobil unter 0170/2166013 und per E-Mail unter c.behrendt@norderstedt-mitte.de zu erreichen.