Nach Begrüßung der Heimkehrer aus dem Kosovo wurde in der Rantzau-Kaserne in Boostedt die Truppenfahne eingerollt. Im kommenden Jahr verlässt das letzte Bataillon den Standort.
Boostedt. So einen Appell haben auch die meisten der erfahrenen Soldaten in Boostedt noch nicht erlebt: Im ersten Teil des militärischen Zeremoniells in der Rantzau-Kaserne wurden 85 Soldaten begrüßt, die nach vier Monaten Auslandeinsatz im Kosovo in die Heimat zurückgekehrt sind. Im zweiten Teil löste die Bundeswehr den Verband auf, dem die meisten der angetretenen Soldaten angehören: das Instandsetzungsbataillon 166. „Der heutige Tag ist für uns alle ein denkwürdiger und für viele sicher ein trauriger Tag“, sagte Generalmajor Hans-Erich Antoni, Kommandeur des Logistik-Kommandos der Bundeswehr.
Dem Abschied von den Instandsetzern folgt im kommenden Jahr die Auflösung des zweiten Boostedter Verbands. Auch die Männer und Frauen des Logistikbataillons 162 werden die Truppenfahne einrollen und damit die Geschichte der Kaserne beenden. Der Standort wird Ende des Jahres geschlossen. Diese Entscheidung hatte das Verteidigungsministerium nach den Beschlüssen über die Strukturreform der Streitkräfte 2011 verkündet.
2016 hätte das Instandsetzungsbataillon seinen 60. Geburtstag gefeiert
Im Kalten Krieg waren in Boostedt mehr als 2000 Soldaten stationiert, inzwischen sind es nur noch 250 – mit stetig abnehmender Tendenz. Wenn die Kaserne in Boostedt schließt, werden das Munitionsdepot in Boostedt mit seinen 40 Mitarbeitern und der Standortübungsplatz in der Gemeinde die einzigen Einrichtungen der Bundeswehr im Kreis Segeberg sein.
Die seit Jahren anhaltende kontinuierliche Versetzung von Soldaten aus Boostedt zu anderen Dienststellen zeigte sich auch beim Antreten für den Appell: Eine Sporthalle reichte für das militärische Zeremoniell inklusive Auftritt des Marinemusikkorps Ostsee aus. Noch vor wenigen Jahren hatte die Bundeswehr für ähnliche Veranstaltungen einen Appellplatz mit Hunderten Soldaten gefüllt und mit Fahnen geschmückte Fahrzeug anrollen lassen.
2016 hätte das Instandsetzungsbataillon seinen 60. Geburtstag gefeiert, das mit seinen Soldaten vom Panzer bis zum Funkgerät Technik der Bundeswehr repariert und gewartet hat. Letztes Gefechtsfahrzeug, das die Soldaten repariert haben, war im Juli ein Kampfpanzer vom Typ Leopard in seiner modernsten Ausführung. Damit sei eine jahrzehntelange Tradition in Norddeutschland zu Ende gegangen, sagte Antoni. „Und das tut weh“, fügte der Generalmajor hinzu. In den Jahren zuvor waren die Instandsetzer dreimal im Kosovo und zweimal in Afghanistan im Einsatz sowie bei Hochwasserkatastrophen an der Elbe. „Dankeschön, gut gemacht“, sagte Antoni.
Die letzte Auslandsmission im Kosovo war aufgrund des zusammen gestrichenen Personals nur noch mit Unterstützung aus 50 anderen Verbänden möglich. Außerdem stellt das Bataillon noch Soldaten im türkischen Trabzon. Dort befindet sich der größte Umschlagplatz der Bundeswehr für Material, das aus Afghanistan nach Deutschland zurück transportiert wird.
Beim letzten Einsatz im Kosovo, der im Mai begann, haben die Boostedter Instandsetzer im deutschen Hauptquartier in Prizren die Stabs- und Versorgungskompanie für die deutschen Truppen gestellt. Traditionell haben die Soldaten in der Kaserne in Prizren ein Ortsschild ihrer Patenstadt Neumünster aufgestellt. Beim Appell nahm Stadtpräsident Friedrich Wilhelm Strohdiek das Schild wieder in Empfang, das vermutlich zum letzten Mal bei den 85 Soldaten im Auslandseinsatz Heimatgefühle geweckt hat.
„Wir sind froh, dass sie gesund und unversehrt zurückgekehrt sind“, sagte Strohdiek. Die große Mehrheit der Bevölkerung stehe hinter den Soldaten und habe Respekt vor ihren Leistungen im Kosovo und in Afghanistan.
Getrennt von ihren Familien und Freunden haben die Soldaten eine entbehrungsreiche Zeit auf sich genommen, um ihren Beitrag für Frieden in Europa und Stabilität zu leisten, sagte der Noch-Kommandeur des Bataillons, Oberstleutnant Jörg Mielich. Er beklagte, dass der Einsatz im Kosovo weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sei. Antoni wies daraufhin, dass der Einsatz auf dem Balkan angesichts anhaltender Unruhen und Zwischenfälle im Norden des Landes immer noch seine Berechtigung habe.
„Wir sind froh, dass sie gesund und unversehrt zurückgekehrt sind“
Sichtbares Zeichen der Auflösung war das Einrollen des Truppenfahne mit dem Wappen des Bataillons. Antoni packte selbst mit zu, als die Fahne in einen dunklen Stoffsack verstaut wurde, der danach feierlich aus der Halle getragen wurde. Die Truppenfahne wird künftig im Logistik-Kommando der Bundeswehr in Erfurt aufbewahrt.