Soldaten der Boostedter Rantzau-Kaserne feiern Weihnachten im türkischen Badeort Trabzon, wo sie den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan organisieren.
Boostedt/Trabzon. Die meisten Kameraden durften in die Heimat fliegen. Kurz vor Weihnachten waren die Maschinen in Richtung Deutschland voll. Wer konnte, reiste zu seiner Familie, um dort den Heiligen Abend zu feiern. Bis zu 70 Soldaten aus der Rantzau-Kaserne in Boostedt arbeiten normalerweise im türkischen Ferienort Trabzon am Schwarzen Meer. Über Weihnachten und Silvester bleibt nur eine kleine Mannschaft übrig. 20 Männer und Frauen versuchen am 24. Dezember, trotz Heimweh und Dienst einen besinnlichen und gemütlichen Tag zu verbringen – mit Weihnachtsbaum, Gottesdienst und Festtagsessen.
„Für diejenigen, die noch hier bleiben müssen, wird das Weihnachtsfest trotzdem gebührend gefeiert“, sagt Oberstleutnant Jörg Mielich, Kommandeur des Boostedter Instandsetzungsbataillons und Chef der Betriebsführung in Trabzon. „Auch wenn Kameraden kein Ersatz für die Familie zu Hause sind, so wird trotzdem alles dafür getan, dass die verbliebenen Kameraden ein ruhiges und besinnliches Fest feiern.“
Insgesamt hat die Bundeswehr 110 Soldaten und zivile Mitarbeiter im Logistischen Umschlagpunkt in türkischen Trabzon stationiert. Sie nehmen Fahrzeuge und Material der abziehenden deutschen Truppen aus Afghanistan in Empfang, das per Luftfracht im Badeort eintrifft, und sorgen für den Weitertransport auf den Seeweg nach Emden. Fachleute sprechen von der größten logistischen Operation in der Geschichte der Bundeswehr. Verantwortlich für den Umschlag in Trabzon ist das Logistikbataillon 162 aus Boostedt, das von den Instandsetzern aus der Rantzau-Kaserne unterstützt wird. Bis Ende 2014 will die Bundeswehr 1000 Fahrzeuge und 3800 Container über Trabzon nach Deutschland transportieren.
Den Kontakt nach Hause hält Mielich wie die meisten anderen Soldaten per Telefon oder Skype. „Da wir alle in einem Hotel untergebracht sind, die Verpflegung sehr gut ist und kostenloses Wlan zur Verfügung steht, fällt die Trennung nicht so schwer“, sagt der 41-jährige Kommandeur. Er arbeitetet bereits seit dem 22. Juli in Trabzon und konnte bislang nur eine Woche Urlaub zu Hause verbringen.
Den ersten Schnee haben die Soldaten auch schon erlebt. Pünktlich zum Weihnachtsmarkt, den die Männer und Frauen nach deutschem Vorbild organisiert haben fielen dicke Flocken und sorgten für eine Adventsstimmung, die am Schwarzen Meer einmalig gewesen sein dürfte. „Fernab der Heimat in einem islamischen Land wollte man einfach von Kameraden für Kameraden eine Veranstaltung organisieren“, berichtet Klaus Brandel, Bundeswehrsprecher in Trabzon.
Die Soldaten bauten einen Glühweinstand auf, servierten Stollen, frische Waffeln und Grillwurst. Auch ein Weihnachtsmann war im Einsatz, Geschenke gab es beim Julklapp. „Wie in Deutschland konnte man an diesem Abend in viele glückliche Gesichter blicken – wohlwissend, dass Heiligabend und Silvester erst noch kommen werden“, sagt Brandel.
Und wie verbringen die Soldaten den Weihnachtsabend? Betreuungsfeldwebel Wolfgang Altmann aus Groß Kummerfeld, der sich um Freizeitangebote für die Soldaten kümmert, hat gemeinsam mit Militärpfarrer Jan-Dirk Weihmann aus Boostedt den Gottesdienst vorbereitet. Die Soldaten treffen sich um 17 Uhr in dem Hotel, in dem sie während ihres drei- bis vormonatigen Dienstes in Trabzon wohnen. Danach steht das gemeinsame Weihnachtsessen, das der „Spieß“ gemeinsam mit der Hotelküche organisiert hat. Was auf den Tisch kommt, wird vorher nicht verraten. Altmann hat für Geschenke für die Soldaten gesorgt, die an den Feiertagen Schichtdienst schieben müssen. Einige Männer und Frauen wollen danach in den Ort gehen – und weiterfeiern. In der Türkei ist der 24. Dezemberkein Feiertag. Geschäfte und Lokale sind geöffnet.