Viele Henstedt-Ulzburger und Kaltenkirchener machen Abitur am BBZ, das einen Kooperationsvertrag mit der Erich-Kästner-Schule in Kaltenkirchen unterzeichnet hat. Das BBZ bietet vier berufsorientierte Profile.
Norderstedt. Sie haben offiziell besiegelt, was schon jahrelange Praxis ist: die Kooperation zwischen dem Berufsbildungszentrum (BBZ) in Norderstedt und der Erich-Kästner-Schule in Kaltenkirchen. Segebergs Landrat Jan Peter Schröder, BBZ-Leiterin Ina Bogalski und Uwe Stegemann, Leiter der Erich-Kästner-Schule, haben den Vertrag im BBZ unterschrieben. „Wir haben damit ein Instrument, mit dem wir die vielfältigen Möglichkeiten, bei uns die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, deutlich machen können“, sagte BBZ-Leiterin Ina Bogalski. Damit bekämen die Eltern der Kaltenkirchener Gemeinschaftsschüler eine Perspektive für die weitere schulische Karriere ihrer Kinder an die Hand. Denn das Angebot des BBZ in der Oberstufe sei noch nicht so bekannt, wie das nötig und wünschenswert wäre.
„In vielen Köpfen steckt noch die Ansicht: Abitur macht man am Gymnasium“, sagte Andreas Baader, Sprecher des BBZ. Informationen über Alternativen fehlten, diese Lücke soll mit dem Kooperationsvertrag als offiziellem Siegel der Zusammenarbeit nun geschlossen werden. Das Berufliche Gymnasium am BBZ bietet vier Profile, die sich von denen an den Gymnasium unterscheiden und beruflich ausgerichtet sind, aber genauso zum Generalabi führen: Ernährung, Gesundheit/Soziales, Technik und Wirtschaft. Gerade der technische Schwerpunkt sei angesichts des Nachwuchsmangels attraktiv. „Wie die gymnasiale Oberstufe ist auch unsere dreijährig“, sagt Baader.
„Und die Kooperation bietet noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: Schüler aus dem Umland können Abitur machen, ohne dass wir neue Räume und zusätzliche Lehrer finanzieren müssen“, sagte der Landrat. Der Kreis ist Träger des BBZ. „Und wir haben die Einrichtung sehr gut ausgestattet, sodass Schüler wie Eltern eine planbare Perspektive haben“, sagte Schröder mit Blick auf den Wunsch von Gemeinschaftsschulen, eigene Oberstufen einzurichten. Das koste nicht nur Geld. Da solche Oberstufen auch oft sehr klein seien, hätten die Schüler kaum Wahlmöglichkeiten, wie sie das BBZ biete.
Fraglich ist, wie lange der Kooperationsvertrag gilt, denn: Die Erich-Kästner-Schule wird ihre Eigenständigkeit aufgeben müssen. „Leider zeigt sich das Anmeldeverhalten nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben und verdient hätten, denn das Kollegium leistet gute Arbeit“, sagt Schulleiter Stegemann. Die Lehrer kümmerten sich intensiv um die Schüler mit Förderbedarf.
Stegemann führt das sinkende Interesse auf die ständigen Schulreformen zurück. Die Erich-Kästner-Schule ging aus zwei Hauptschulen hervor und wurde zunächst Regionalschule, dann nach dem Willen der neuen Landesregierung Gemeinschaftsschule. Diese Vergangenheit könnte sich bei der Schulwahl als Nachteil erweisen, Eltern vermuten, dass ihre Kinder an Gemeinschaftsschulen mit Realschul- oder Gesamtschulvergangenheit besser gefördert werden.
Zurzeit lernen 279 Jungen und Mädchen an der Schule, doch schon zum nächsten Schuljahr könnte die Zahl unter die vom Land festgelegte Mindestzahl von 240 sinken. Wenn nur Fünftklässler für eine Klasse angemeldet werden, könne die Schule nicht überleben. Favorit für die Fusion sei die Gemeinschaftsschule am Marschweg, mit der es schon eine gute Zusammenarbeit gebe. Der Schulverband wird am Donnerstag, 4. Dezember, endgültig über die Zukunft der Erich-Kästner-Schule entscheiden, der Hauptausschuss hat die Fusion empfohlen.
„Unser Einzugsgebiet reicht bis Bad Bramstedt“, sagt Ina Bogalski. Mit der AKN seien die Jugendlichen relativ schnell im BBZ an der Moorbekstraße, das Schulzentrum sei durch eine eigene Haltestelle gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Das Pendant zum BBZ in Norderstedt, das BBZ in Bad Segeberg, sei für Schüler entlang der A-7-Achse schlechter zu erreichen.
Auch Schüler aus dem Kreis Pinneberg nutzen das Abi-Angebot des Norderstedter BBZ. Die Kooperation mit der Gemeinschaftsschule Rugenbergen in Bönningstedt wird am heutigen Dienstag durch einen Kooperationsvertrag besiegelt. Mit der Olzeborchschule in Henstedt-Ulzburg gibt es schon eine vertragliche Regelung, die Gemeinschaftsschule Friedrichsgabe gleich nebenan soll der vierte Kooperationspartner werden.