Polizei im Kreis Segeberg entwickelt bundesweit einmaliges Konzept im Kampf gegen die Kriminalität. 20 Beamte aus den örtlichen Revieren setzt die Polizeiführung ausschließlich für diese Aufgabe ein.

Kreis Segeberg. Noch sind die Zahlen niedrig, doch die Experten der Polizei sind sicher: Demnächst beginnt die Hochsaison der Einbrecher. Jedes Jahr steigt mit Beginn der dunklen Jahreszeit die Zahl der Fälle rasant. Kaum ein Delikt sorgt für soviel Unsicherheit in der Bevölkerung wie der ungebetene Besuch eines Straftäters in der eigenen Wohnung. Die Polizei in den Kreisen Segeberg und Pinneberg versucht jetzt, mit einem bundesweit einmaligen Konzept gegen die Banden vorzugehen. Regionale Fahndungsgruppen der Polizeireviere kämpfen gegen die Einbruchskriminalität. 20 Beamte setzt die Polizeiführung ausschließlich für diese Aufgabe ein.

„Mit zunehmender Dunkelheit wird es zu mehr Taten kommen“, sagt Ingo Minnerop, Leiter der neugeschaffenen Kriminalinspektion voraus. Er ist der erste gemeinsame Chef aller Kripobeamten in beiden Kreisen. Gemeinsam mit Silke Tobies, Leiter der Abteilung Einsatz in der Polizeidirektion, gilt er als Erfinder der neuen Fahndungsgruppen.

930 Einbrüche zählte die Polizei im vergangenen Jahr im Kreis Segeberg, 2012 waren es 1011. Auch die Aufklärungsquote hat sich positiv entwickelt, auch wenn die Zahlen sehr niedrig sind. 2013 klärte die Polizei 9,8 Prozent der Fälle auf, 2012 lag die Quote bei 4,4. „Leider ist es für die Polizei in der Regel sehr schwierig, diese Delikte aufzuklären“, heißt es in der Kriminalstatistik für 2013. Andererseits sind die Zahlen für die Aufklärung nur begrenzt aussagekräftig: Landet ein Täter vor Gericht, können ihm in der Regel nicht alle Taten nachgewiesen werden, die er tatsächlich begangen hat. Dennoch wertet die Polizei die Festnahme und die Verurteilung als Erfolg.

Zufrieden ist die Polizei mit diesen Zahlen dennoch nicht, sie setzt auf neue Konzepte. Die regionalen Fahnder sind eine Antwort auf das veränderte Verhalten der Täter. Jahrelang hatte die Polizei zu bestimmten Tageszeiten sich an Hauptverkehrszeiten aufgestellt und verdächtige Fahrzeuge kontrolliert, die gern von Einbrechern genutzt wurden. Zumeist handelte es sich um Transporter älterer Baujahre. Doch im Laufe der Jahre verpuffte die Wirkung der Kontrollen, die Täter hatten das Konzept durchschaut.

Die Mitglieder der Fahndungsgruppen haben sich freiwillig gemeldet und kennen sich in ihrem Revier aus, werten täglich alle Taten aus, sehen sich die Tatorte an und suchen nach Übereinstimmungen: Stimmt die Beschreibung eines Verdächtigen mit der von einem anderen Tatort überein? Wie ist der Täter vorgegangen? Welche Fahrzeuge wurden beobachtet? Dabei tauschen die Gruppen untereinander ihre Erkenntnisse aus und werden außerdem mit Informationen versorgt, die bei den Ermittlern der Kriminalpolizei zusammenlaufen. Das können zum Beispiel bundesweit- oder landesweite Informationen über Tätergruppen sein, die umherreisen.

„Die Kollegen in den Fahndungsgruppen sind nur für diese Aufgaben zuständig und können sich darauf konzentrieren“, sagt Minnerop. „Das erhöht auch die Motivation.“ Bislang konnte es passieren, dass eine Streifenwagenbesatzung zu einem Einbruch gerufen wurde, die Anzeige aufnahm und danach gleich zum Verkehrsunfall weiterfuhr. Die regionalen Fahnder werden auch in zivil unterwegs sein, verdächtige Personen und Fahrzeuge beobachten oder sich in Straßen postieren, in denen es immer wieder zu Einbrüchen kommt. Bei einer heißen Spur können sie außerdem Verstärkung bei den Zivilfahndungsgruppen der Direktion und Polizeihunde anfordern, sagt Einsatzchefin Silke Tobies.

„In dieser Form hat es das noch nicht gegeben“, sagt Minnerop über das neue Konzept. „Im schlechtesten Fall verdrängen wir die Täter in andere Gegenden, im besten Fall nehmen wir sie fest.“