Kreisverkehr, Umgehungsstraße und Radwege: Am Montag wird das Verkehrsstrukturgutachten für Henstedt-Ulzburg vorgestellt. Die Gutachter schlagen vor, Autofahrer zu animieren, auf das Rad umzusteigen.
Henstedt-Ulzburg. Seit Jahrzehnten diskutieren Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker über den Bau einer Umgehungsstraße – ein Ergebnis gibt es nicht. Aber jetzt können Politik und Verwaltung erkennen, wie groß die Wirkung einer Ortsumgehung wäre: 10.000 Fahrzeuge weniger pro Tag auf der Hamburger Straße in Ulzburg-Süd, 9500 Pkw und Lkw statt 19.500. Ob diese Prognose ausschlaggebend für eine erneute Umgehungsstraßen-Diskussion sein kann, zeigt sich demnächst: Die von der Gemeinde beauftragte VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH (VCDB) stellt am Montag, 3. November, während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses das Verkehrsstrukturgutachten vor (18.30 Uhr, Ratssaal).
Eine Umgehungsstraße hätte weitere Vorteile, stellen die Gutachter fest. Käme sie, könnten auch Kreisverkehre im Bereich der jetzigen Ampelknotenpunkte entlang der Hamburger Straße geschaffen gebaut werden.
Eine mögliche Anbindung der Paracelsus-Klinik an die Schleswig-Holstein-Straße wird in dem Gutachten als eine Voraussetzung für die Möglichkeiten einer intelligenten Verkehrslenkung in Henstedt-Rhen und einer Verkehrsberuhigung der Wilstedter Straße angesehen. Ohne eine attraktive Alternativroute über Kiefernweg, Ulzburger Straße und Schleswig-Holstein-Straße und einem stabilen Verkehrsfluss auf der Kreuzung Hamburger Straße/Schleswig-Holstein-Straße könne der Verkehr nicht aus dem Ortsteil herausgehalten werden.
Mit dem Verkehrsstrukturgutachten sollen die Rahmenbedingungen für die verkehrliche Entwicklung der Gemeinde in den nächsten Jahren festgelegt werden. Den ersten Teil hatte die VCDB bereits im Frühjahr vorgelegt – mit mäßigem Erfolg: Die Gutachter ernteten Kritik, teilweise auch Spott. Sie hinterließen Fragezeichen und stellten sich bei der Präsentation nicht immer geschickt hat.
Am Montag kommt das gesamte Gutachten auf den Tisch. 41 der insgesamt 81 vorgeschlagenen Maßnahmen können mittelfristig (bis 2020) umgesetzt werden, kurzfristig (bis 2016) 26 Maßnahmen, vom Jahre 2020 an werden 14 Maßnahmen empfohlen. Alle Maßnahmen zusammengenommen sollen für einen besseren Verkehrsfluss im Ort sorgen.
Auffällig ist die bedeutende Rolle, die Radfahrer im Verkehrskonzept spielen: Verbesserte Radwege, Verbesserungen des Straßenraums, um das Radfahren zu erleichtern und Autofahrer möglicherweise zu animieren, vermehrt auf das Fahrrad umzusteigen. Die Gutachter empfehlen als kurzfristige Maßnahmen: Die Anpassung des Straßenraums der Hamburger Straße, die Aufhebung der Benutzungspflicht von Gehwegen für Radfahrer auf der Beckersbergstraße, Schäferberg, Maurepasstraße, Usedomer Straße, Dammstücken und Wilstedter Straße, die Erstellung eines Hauptradroutennetzes. Außerdem die Einführung durchgängiger und leicht merkbarer Taktzeiten von Bus und Bahn und einen deutlichen Ausbau der Bike-und-Ride-Anlage am Bahnhof Ulzburg-Süd.
Mittelfristig sollte die Basis für eine Verkehrsberuhigung im Ortsteil Rhen geschaffen werden. Außerdem: Kreisverkehre am Knoten Schulstraße/Eschenweg/Usedomer Straße, Hamburger Straße/Dammstücken, Hamburger Straße/Kadener Chaussee, Hamburger Straße/Maurepasstraße/Lindenstraße sowie die Verbesserung zahlreicher Kreuzungen und Einmündungen im Ortsbereich.
Langfristig scheint den Planern der Lückenschluss zwischen den Straßen An Bahnbogen und der Lindenstraße wichtig zu sein. Denn auf diese Weise könnte ihrer Ansicht nach Verkehr aus dem Ortszentrum herausgehalten werden. Über allem schwebt die Forderung einer Grünen Welle auf der Hamburger Straße.
Das Gutachten mit allen Anhängen kann auf der Homepage der Gemeinde (www.henstedt-Ulzburg.de) eingesehen werden. Viel Geduld und Zeit ist erforderlich: Mehrere hundert Seiten stehen zur Verfügung. Horst Ostwald, SPD, Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses ist sich sicher, dass die Gutachter vernünftige Antworten auf die Probleme im Ort gegeben haben. „Wir können das natürlich nicht von heute auf morgen umsetzen.“ Er empfiehlt, die Frage der Ortsumgehung einvernehmlich quer durch die Fraktionen gemeinsam zu lösen.
Die Öffentlichkeit wird demnächst auf einer Einwohnerversammlung über das Gutachten informiert. Der Termin steht noch nicht fest.