Im Pensions- und Ausbildungsstall Diekhof in Pronstorf trainieren Nachwuchstalente und Oldies. Und die Chefin zeigt ihr Können gern vor Publikum.

Pronstorf. Aus dem Lautsprecher in der Reithalle erklingt leise Musik: „Ein guter Freund“ von Howard Shore aus „Herr der Ringe“. Reger Betrieb herrscht auf dem Gelände des Pensions- und Ausbildungsstalles Diekhof in Pronstorf. Das Training ist in vollem Gange.

Andrea Mönninghoff muntert gerade ihre jüngste Reitschülerin auf: „Immer schön gerade sitzen. Etwas anticken mit der Gerte, die Hinterhand ist der Motor deines Pferdes. Gib ruhig ein bisschen Gas. Schön, wie du das machst.“

Anna, acht Jahre alt, macht auf dem Rücken ihres 28 Jahre alten Reitponys Santana in der Tat eine prima Figur. „In ihrem Alter reiten nur wenige schon so gut wie sie“, sagt die Reitlehrerin. „Das liegt an ihrem Talent und an ihrem Trainingsfleiß.“ Anna strahlt, sie freut sich sehr über das Lob. Ihre Mutter Antje Gräfin zu Rantzau, Herrin auf dem benachbarten Gut Pronstorf, steht hinter der Bande und erzählt: „Anna liebt Pferde über alles, aber ihre ersten Reitversuche hat sie als kleines Kind auf einem Esel gemacht.“

Nun ist Dieter Tomaschewski aus Lübeck an der Reihe, mit 69 Jahren ist er der Älteste in der Runde und Neueinsteiger. „Das Alter spielt fürs Reiten keine Rolle“, sagt er und dreht mit der 14-jährigen Irish-Tinker-Stute Angie mutig eine Runde nach der anderen.

Schließlich zeigt Maria Taugerbeck, 20, aus Gnissau auf dem neunjährigen Hannoveraner Valentino, was sie kann. Die junge Dressurreiterin hat bei ländlichen Turnieren bereits schöne Erfolge erzielt. „Eine L-Platzierung fehlt mir noch, dann darf ich in der Klasse M starten“, kündigt sie stolz an.

Die Jüngste, die Fortgeschrittenste und der Oldie haben ihre Sache wieder einmal gut gemacht. „Gegenseitiges Vertrauen ist die Grundlage unserer Arbeit“, sagt Andrea Mönninghoff. „Pferde, die sich wohlfühlen, sind motiviert und leistungsbereit. Mein Ausbildungsziel ist es, dass Reiter und Pferd eine Einheit bilden.“

Die individuelle Arbeit mit Reitern und Pferden steht im Mittelpunkt, kein schneller Weg zu Schleifen und Preisgeldern auf Kosten des Pferdes, sondern harmonisches Reiten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, damit genügend Zeit für Theorie, Fragen und Gespräche bleibt.

In ihrer aktiven Zeit als Turnierreiterin ritt Andrea Mönninghoff erfolgreich S-Prüfungen, seit 15 Jahren bildet sie innerhalb klassischer Dressur aus. Eine große Leidenschaft hat sie. Das sind Showauftritte nach eigener Choreografie mit dem Friesenhengst Jorit, dem Mini-Shetti Moritz und dem sieben Jahre alten Frodo, einem Mischlingshund aus Border-Collie und Flat-Coated Retriever.

Die Tiere kennen viele Tricks. Sie können piaffieren, rückwärts und im Kreis gehen, sie beherrschen den Spanischen Schritt und andere Kunststücke. Frodo ist ein kleines Rechengenie: Wenn Andrea fragt, wie viel „10 minus 7“ ist, bellt er dreimal. Oder „5 plus 4“, dann eben neunmal. Zum Dank gibt es ein Leckerli.

Um ein Haar wären Moritz und Frodo vor drei Jahren sogar im Fernsehen vor einem Millionenpublikum aufgetreten – beim RTL-Quotenrenner „Das Supertalent 2011“. Das Casting bei Planten un Blomen in Hamburg überstanden sie problemlos, doch bei der Vorausscheidung in Dresden war leider Endstation. Während die Jurymitglieder Silvie van der Vaart und Motsi Mabuse Hund und Pony „niedlich“ fanden und für Spanischen Schritt und Polonaise Beifall spendeten, schüttelte Dieter Bohlen den Kopf. „Besser wäre es, wenn der Hund wiehern und das Pony bellen könnte“, sagte der Pop-Titan. Das konnten die Kandidaten nicht.

Andrea hat früh ihr Herz für Friesenpferde und andere Vierbeiner der Barockrasse wie Andalusier und Lusitanos entdeckt. „Sie sind rittig und ehrlich“, sagt sie und erzählt von Danilo, heute 24 Jahre alt. „Mein Mann Torsten und ich lebten in Lübeck-Schlutup dicht am Wasser. Eines Tages, es muss Mitte der 80er-Jahre gewesen sein, sprang Danilo ins Wasser. Er hatte am anderen Ufer grasende Stuten entdeckt. Dabei überquerte er aus Versehen die Grenze zur DDR, die quer durch das Wasser verlief. Wir hatten große Mühe, ihn zurückzuholen.“

Torsten Mönninghoff, gelernter Müller und Gärtner, und Ehefrau Andrea, ausgebildete Tierpflegerin, zogen mit zwei Pferden in die Nähe von Pronstorf, seit 1997 führen sie den Diekhof.

Hier teilen sie sich die Arbeit: Torsten betreut als Landwirt den Hof sowie die gesamte Heu- und Silageernte und ist für die Haltung der Pferde verantwortlich; Andrea trainiert Pferd und Reiter und tritt mit Jorit, Moritz und Frodo bei Shows auf – in diesem Jahr unter anderem bei der Hanse Pferd, beim Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg und bei „Pferd & Poesie“ in Nettelsee. Fest gebucht ist sie schon für die Pferdemesse 2015 in Neumünster.

Die wichtigsten Grundlagen in der Pferdeausbildung sind für Andrea Mönninghoff Vertrauen, Balance und Lockerheit: „Jedes Pferd wird bei uns in der Ausbildung und Korrektur als Individuum betrachtet und erhält somit ein individuell zusammengestelltes Trainingskonzept.“