Das Arriba in Norderstedt wird von den Stadtwerken mit moderaten Eintrittpreisen betrieben und schreibt jedes Jahr über zwei Millionen Euro Defizit. Nun wollen die Grünen das Geschäftsmodell nicht mehr hinnehmen.
Norderstedt. 2,2 Millionen Euro beträgt das Defizit, das das Arriba-Bad 2013 eingefahren hat. „Das muss man mal mit dem Etat für Schule und Sport in Norderstedt vergleichen – dann wird die Dimension der Schieflage transparent“, sagt Michael Ramcke, bürgerliches Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtwerkeausschuss. Für alle Schulen und den Sport gebe die Stadt im Jahr 16,8 Millionen Euro aus, sagt Ramcke. „Mit 2,2 Millionen Euro könnte man zwei Schulen in Norderstedt komplett durchfinanzieren.“
Das Defizit der Bädersparte der Norderstedter Stadtwerke ist seit Jahren eine Konstante im Haushalt der Stadt. Und die Grünen wollen es nun nicht mehr hinnehmen. Für die Sitzung des Stadtwerkeausschusses am Mittwoch, 8. Oktober, haben sie einen Prüfantrag formuliert. Darin wird die Stadtwerke-Leitung aufgefordert, innerhalb der nächsten sechs Monate eine Geschäftsstrategie zu entwickeln, die unter dem Strich eine deutliche Ergebnisverbesserung für den Norderstedter Steuerzahler ergibt. „Wir empfinden das Bad als eine Bereicherung für diese Stadt. Ein tolles Angebot für alle Familien. Aber wir wollen auch eine vorurteilslose Prüfung möglicher Veränderungen am Geschäftsmodell und eine Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen des Bades“, sagt Ramcke. Dabei kennen die Grünen kein Tabu. Sie möchten Handlungsoptionen geprüft sehen. Etwa den „sozialverträglichen Verkauf des Arriba“ an einen privaten Investor. Oder die Aufnahme eines strategischen Partners. Auch die Erhöhung der Eintrittspreise und eine Verkleinerung des Arriba sollen in Betracht gezogen werden.
Jährlich besuchen 840.000 Besucher das Arriba-Erlebnisbad und das Arriba-Strandbad. Das Minus im Betriebsergebnis lag in den letzten sechs Jahren laut den Grünen immer zwischen 2 und 2,2 Millionen Euro. Theo Weirich, Werkleiter bei den Stadtwerken, hatte das Minus gegenüber dem Abendblatt bei der Veröffentlichung des aktuellen Betriebsergebnisses als Investition in die Lebensqualität in Norderstedt bezeichnet. Weirich betonte, dass es von der kommunalen Hand so gewollt sei. Die Stadt wolle das Erlebnisbad für die Menschen zu moderaten Eintrittspreisen vorhalten und akzeptiere, dass das nicht kostendeckende Wirtschaften über das Gesamtergebnis der Stadtwerke ausgeglichen werden müsse. Als privater Anbieter, so Weirich, würden ihm in beiden Bädern insgesamt etwa 400.000 Besucher schon ausreichen – der Einzelne müsste deutlich mehr Eintritt zahlen, der Gewinn würde sich maximieren.
„Ich bin seit fünf Jahren in der Kommunalpolitik. Und in dieser Zeit habe ich nicht erlebt, dass die Politik dem Arriba den Auftrag gegeben hat, so zu wirtschaften“, sagt Ramcke. Das dem Stadtwerkeausschuss vor Jahren von der Werkleitung avisierte Ziel, dass das Arriba zumindest die Betriebskosten erwirtschaftet, sei nicht erreicht worden, so Ramcke. „Die Strategie der vergangenen Jahre mit ,Immer mehr – immer größer’ den Umsatz zu steigern und das Defizit zu verkleinern, ging nicht auf.“ Dabei habe auch das beträchtliche Werbebudget des Arriba in Höhe von 320.000 Euro jährlich nichts ändern können. „Das Budget ist höher als das der gesamten Stadtwerke. Es führte aber nur zu hohem Arriba-Tourismus und einem Verkehrsinfarkt auf den Zufahrtsstraßen des Bades“, sagt Ramcke.
Hochgerechnet subventioniere jeder der 30.000 Norderstedter Haushalte jede der 840.000 Eintrittskarten mit 2,50 Euro über die Strom-, Gas-, Wasser- oder Fernwärme-Rechnung, insgesamt laut Ramckes Rechnung 75 Euro je Haushalt und Jahr. „Vielleicht müssen diese Zahlen mal so plastisch dargestellt werden, damit die Leute ins Nachdenken kommen.“ Die Frage wird sein, ob der Prüfantrag der Grünen überhaupt eine Mehrheit im Stadtwerkeausschuss bekommt. Bei den Fraktionen von CDU und SPD kommt die Idee zumindest ganz gut an. „Wir müssen die Entwicklung im Arriba im Blick behalten. Das Bad ist ein großer Werbeträger für die ganze Stadt“, sagt Nicolai Steinhau-Kühl von der SPD-Fraktion. „Es ist grundsätzlich richtig, die Geschäftsstrategie des Bades zu hinterfragen.“
Die CDU-Ausschussvorsitzende Heideltraud Peihs hat gegen eine Prüfung nichts einzuwenden. Wenngleich sie aus persönlicher Sicht einen Verkauf des Arriba ablehnt. „Wer sollte so ein Bad denn überhaupt kaufen. Das lässt sich nicht kostendeckend betreiben.“ Durch ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Kommunalpolitik erinnert sie sich noch gut an das Defizit des Vorgängers des Arriba, dem alten Norderstedter Schwimmbad. „Das hat jährlich eine Million Mark Minus gemacht. Jetzt stehen wir bei 2,2 Millionen Euro.“ Die Preise im Arriba hochzuschrauben, sei aus ihrer Sicht keine Lösung. „Das Einzugsgebiet des Arriba ist riesengroß. Menschen aus Hamburg, Kiel oder dem Norderstedter Umland kommen regelmäßig. Umgekehrt nutzen wir Norderstedter das Angebot von Hamburg und anderer Kommunen. Das ist ein Geben und Nehmen“, sagt Peihs.