Weil Bäder schließen und das Personal der DLRG begrenzt ist, können immer weniger Menschen schwimmen. Das birgt Risiken. Seepferdchen-Abzeichen bedeutet noch keine Sicherheit im Schwimmen.

Fabian Schindler

Kreis Pinneberg. Der Quickborner Stadtverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schlägt Alarm. Immer weniger Kinder im Kreis Pinneberg könnten schwimmen, so die Lebensretter. Dies berge Gefahren. Sowohl in der Schule, als auch im Urlaub und in der Freizeit steige das Risiko von Badeunfällen. Es werde immer weniger Schwimmunterricht in den Schulen angeboten, die DLRG und die Sportvereine könnten die Lücke nicht schließen.

Die Quickborner Rettungsschwimmer berufen sich dabei auch auf eine bundesweite Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid, die die DLRG in Auftrag gegeben hat. Derzufolge konnten Ende der 80er-Jahre noch 90 Prozent der Grundschüler schwimmen. Heutzutage sind es rund 20 Prozent weniger. Auch 23,3 Prozent aller Männer und Frauen können gar nicht oder nicht ausreichend schwimmen. Das Risiko dieser Menschen, zu ertrinken, ist demnach besonders hoch. Die DLRG will mit Schwimmkursen gegen diesen Trend anarbeiten. Doch die Kapazitäten an ehrenamtlichen Ausbildern sind begrenzt und damit auch das Angebot, das die DLRG machen kann.

„Wir retten vor allem vorbeugend“, erklärt Quickborns DLRG-Ausbildungsleiter Stefan Pahl. „Je mehr Leute sicher schwimmen können, desto weniger müssen wir später retten.“ 24 Ausbilder, fünf mehr als im Jahr zuvor, unterrichten in Quickborn in Anfänger-, Jugend- und Rettungsschwimmkursen junge und ältere Menschen, damit diese sicher am Meer oder in den Freibädern das kühle Nass genießen können. Zweimal die Woche, nach der Schule oder dem Feierabend, werden Kurse angeboten. 24 Kinder zwischen vier und acht Jahren haben in diesem Sommer ihr sogenanntes Seepferdchen machen können, 2013 waren es 18.

Für die Quickborner wäre das eigentlich ein Grund, zufrieden zu sein. Doch mit dem Seepferdchen sei noch keine richtige Schwimmfähigkeit attestiert, eine weitergehende Ausbildung ist nötig. „Sicherer Schwimmer ist man erst mit dem sogenannten Freischwimmer“, sagt Pahl. Dieses Jugendschwimmabzeichen Bronze erreichten in Quickborn in diesem Jahr 27 Kinder, 2013 waren es 19. Die Prüfung der Stufe Silber legten 19 Kinder ab, fünf mehr als 2013. Das Jugendschwimmabzeichen Gold machten 14 Kinder, 2013 waren es neun. „Inklusive der Prüfungen für den Junior-Retter haben wir im Jugendschwimmen das Ergebnis des Vorjahres um 71 Prozent verbessern können“, sagt Stefan Pahl.

Diese Erfolge nützen aber wenig, wenn viele Bürger das Schwimmen nie gelernt oder verlernt haben – und wenn Menschen, die nicht sicher schwimmen können, dennoch Abkühlung im Wasser suchen. „Die Zahl der Menschen, die keine Schwimmprüfung abgelegt haben, ist mit 43 Prozent sehr groß und lässt die Annahme zu, dass weniger Menschen als bisher vermutet sichere Schwimmer sind,“ sagt Klaus Wilkens, Präsident des DLRG-Bundesverbandes.

Dass Nichtschwimmer ins Meer und in die Flüsse steigen, um sich zu vergnügen, kommt allerdings immer wieder vor. Der Wedeler DLRG-Verbandschef Jochen Möller hat in diesem Jahr daher mehrfach das Verhalten von Menschen kritisiert, die in die Elbe gegangen sind, um sich abzukühlen. Insbesondere Kinder und Jugendliche überschätzten ihre Fähigkeiten. Und sie unterschätzen laut Möller die Elbströmung und riskierten so ihr Leben.

Dabei zählt der Fluss seit Jahren zu den sogenannten Risikozentren. 2013 sind laut DLRG 18 Menschen in der Ost- und acht in der Nordsee ertrunken. Mit 15 Ertrunkenen ist die Elbe nach der Ostsee und dem Rhein mit 19 Opfern eine der risikoreichsten Schwimmregionen in Deutschland. Vor den Gefahren wird gewarnt, etwa mit Flaggen an Stränden. Doch diese werden oftmals ignoriert.

Abhilfe könnte eine intensivere Schwimmausbildung und damit auch eine höhere Sensibilisierung für die Gefahren beim Schwimmen bieten. Doch aus Geldknappheit werden immer mehr Bäder geschlossen. Pinnebergs Schwimmbad etwa, das bislang knapp einer Schließung entgangen ist, wird demnächst für fast sechs Wochen dichtgemacht. Eine Schwimmausbildung ist dann nicht möglich.

Auch Uetersen ist finanziell angeschlagen, die langfristige Finanzierung des Bades wird daher von einigen Politikern infrage gestellt.