Die Norderstedter Künstlerin stellt in der Flurgalerie der Norderstedt-Redaktion des Abendblatts an der Rathausallee aus. Bis zum 1. Oktober sind ihre Bilder dort noch zu sehen.
Norderstedt. Hilke Hein liebt Weiß. Das Weiß des Papiers. Das unbemalte, unbeschriebene Blatt. Sie liebt Weiß, weil es Farben wie Rot, Gelb, Grün und Blau leuchten lässt, weil es die Fantasie anregt. Weiß gibt ihren Blumen-Stillleben eine heitere Durchsichtigkeit. Wie beispielsweise die Aquarelle, die jetzt mit Holzschnitten, Radierungen und Gouachen in der Flurgalerie des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, zu sehen sind.
Der Norderstedter Künstlerin ist mit ihrer Schau „Querschnitt“ eine kleine Retrospektive gelungen. Das älteste Bild ist „Die Einweihung“ der Fußgängerbrücke über die Oadby-and-Wigston-Straße als Motiv. „Die Brücke ist echt, alles andere, die Menschen, die Farben, sind meine Fantasie“, sagt Hilke Hein.
Sie malt, um Farbe rhythmisch anzuordnen und den Wechsel von hell und dunkel zu forcieren. Aquarelle dienten ihr anfangs als Studium der Natur mit Pflanzen, Stillleben und Landschaften als Motive, die sie auch nutzt, um sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Dazu zählt „Die Reisigsammler“, ein Doppelbild, in dem sie einmal stilllebenartig den Weidenkorb darstellt, zum zweiten die Personen, die ihn füllen, ein Bild, dessen anmutige Figuren nicht über eine gewisse Armut hinwegtäuschen, beispielsweise des Jungen mit dem Bündel auf dem Kopf.
Hilke Hein liebt die Menschen, liebt die Feste. In „Fahrt zum Ganges“ von 2009 zeigt sie, wie geordnet die Menschen zum Ganges streben, aber auch, welche Menschen welches Gefährt dazu benutzen, benutzen müssen. Auch in „Fasching“ brachte sie ein Stück Gesellschaftskritik, denn die Harlekine haben kein Gesicht, höchstens dunkle Augenhöhlen, und Vereinsamung geht trotz aller Farbigkeit von ihnen aus. Maltechnisch zeigen viele dieser Motive die rhythmische Anordnung von Farbflecken und dynamische, schnelle Bewegungsabläufe, beides sind Hilke Heins Markenzeichen.
Ihre Holzschnitte und Radierungen sind Kunststücke im kleinen Format, wie in „Bornholm“ von 1991, dessen blaue Dächer unter den Wolkenbergen einen surrealen Akzent setzen. Ein Märchen erzählt sie in „Versprechen“, das an den Geiger von Marc Chagall erinnert. (lin)
Zu sehen bis 1. Oktober, montags bis freitags von
12 bis 17 Uhr, Flurgalerie Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Norderstedt, Rathausallee 64–66 in Norderstedt.