Seit Jahren wünscht man sich in der kleinen Gemeinde Tangstedt an der Landesstraße 98 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Am liebsten eine Querspange von der B 432 durch den Tangstedter Forst gen Norden.

Beklagt wurde in Tangstedt ein örtliches Verkehrsaufkommen von bis zu 12.000 Fahrzeugen pro Tag. Nun stellten amtliche Zähler fest: Es sind in etwa nur halb so viele Wagen wie vermutet. Wir lernen daraus, dass es nicht nur den Unterschied zwischen gemessener und gefühlter Temperatur gibt, sondern offenbar auch einen zwischen gezähltem und gefühltem Lärm. Sinnlicher formuliert: Für den einen ist es noch ein Kuss, für den anderen schon Porno.

Angeblich gibt es schon Tangstedter Bürger, die ihre eigenen Fahrzeuge absichtlich in der Ortsdurchfahrt parken, um Staus zu provozieren und so allen Fremden die Passage zu verleiden. Leute – warum so umständlich? Erklärt euren Ort einfach zum Gefahrengebiet, das machen gerade alle. Und es funktioniert. Meine Frau hat schon vor Tagen unser Haus als Gefahrengebiet deklariert. Aufgrund dieser Verfügung durchsucht sie nach Belieben den Kühlschrank und meine Taschen nach Schokolade, Dosenbier und Zigaretten.

Zugegeben: Die nächtlichen Razzien sind lästig, aber ich habe schon zwei Kilo abgenommen. Und von amerikanischen Touristen werden wir auch nicht mehr belästigt, seit die US-Botschaften ihre Mitbürger von dem unbedarften Besuch unserer Sicherheitszonen warnen. Die standen zwar auch zuvor nicht gerade busladungsweise in unserem Vorgarten, aber präventiv handeln heißt zukunftsorientiert denken. Oder umgekehrt. Also, liebe Bewohner des künftigen Gefahrengebiets Tangstedt: Lasst eure Politessen alle Durchreisenden anhalten, durchsuchen und für 48 Stunden in der Zelle schmoren, während ihr die beschlagnahmten Fahrzeuge vielleicht gewinnbringend übers Internet verscheuert (bitte auf Abwicklung über ausländische Server und Geschäftskonten in Steueroasen achten). Ist bloß ein Vorschlag. Jedenfalls würde die Welt über Tangstedt reden. Und nicht mehr über Ufo-Sichtungen in Bremen.

Mein Gott, Bremen. In der Stadt sind Aliens doch völlig normal.