Die Jury vergibt zudem erstmals einen Sonderpreis und zeichnet damit den Theatermann Norbert Tank für sein Lebenswerk aus.
Norderstedt. Sich als Amateurschauspieler an Stücke wie Jean Paul Sartres Drama "Geschlossene Gesellschaft" zu wagen, zeugt entweder von Größenwahn. Oder von großer Leidenschaft und dem unbändigen Willen, so gut wie die Profis zu spielen. Das Norderstedter Amateurtheater Pur - Junges Theater Norderstedt hat solche Schauspieler. Sie haben nur ein Ziel: Gutes auf der Bühne gut umzusetzen. Dafür belegen sie Kurse, lernen sprechen Mimik, Bewegung und Tanz, Regie und Bühnenbild. Mehr noch: Das Theater Pur gründete sich im Juli 1987 mit dem Anspruch, Kinder und Jugendliche künstlerisch zu fördern. Dafür erhält Norderstedts größtes Amateurtheater den sechsten Kulturpreis der Stadt.
Zum Kulturpreis vergibt die Jury zudem erstmals einen Sonderpreis für das Lebenswerk, mit dem das Norderstedter Original Norbert Tank ausgezeichnet wird.
Seit 18 Jahren unterhält der Gründer und Chef von Tanks Theater das Publikum mit Schwänken, mit seinem unverwechselbaren Spiel und oft fulminanten Auftritten. Doch Norbert Tank ist auch niederdeutscher Bühnenautor. Seine Stücke, mittlerweile ein Dutzend, gingen bereits mehr als 200-mal über die Bühnen in ganz Europa, übersetzt in Dialekte wie Bayerisch und in Sprachen wie Niederländisch. "Mit meinen Stücken will ich den Menschen Vergnügen bereiten, Sorgen haben sie genug", sagt der 68-Jährige. Sein neustes Projekt: "Ich schreibe mein Leben auf."
Mit "O, O, Onkel Ewald" brachten seine Mitspieler 1995 sein erstes Stück zur Uraufführung. Es folgten Komödien wie "Penner Paul" (1996), "De Wachtelkönig" (1999), "Eier? Biologisch? Logisch!" (2002), "Euro, Teuro, Pannemann" (2004) bis zu "Buur söcht Froo" (2009) und "Vossi-Deern geiht op't Ganze" (2012). Immer packt der Erzkomödiant ein Stück Zeitkritik in seine Komödien, meist schreibt er sich eine Rolle hinein, als Penner, Knecht, Trunkenbold. Inszeniert er neue Stücke, so besetzt er Rollen mit Migranten als einen "Beitrag zur Integrationsarbeit".
Seine Schauspiel-Karriere startete der Betriebshandwerker des städtischen Gebäudeamts in der Schule. 1971 debütierte er beim Norderstedter Amateur-Theater (NAT) als Dornröschens Prinz, stieg zum Liebhaber auf, wurde Knecht, Bauer und Großvater. Als das Ohnsorg-Theater den Vollblut-Schauspieler auf die Profi-Bühne holen wollte, überlegte er zwei Tage und zwei Nächte. Und sagte nach dem Motto "Schuster, bleib bei deinem Leisten" ab.
"Das war ein Glück für Norderstedt", sagt Hans-Joachim Grote. Norderstedts Oberbürgermeister lobt, dass Tank auch die weiteren Norderstedter Amateurtheater unterstützt, sei es mit Kulissen oder mit Ideen für Regie und Bühnenbild, auch das Theater Pur.
Dessen Vorsitzender Michael Scharbert freute sich mit Norbert Tank über die Auszeichnung ebenso wie Tank die Vergabe des Kulturpreises ans Theater Pur lobte. Heute zählt der Verein 170 Mitglieder, darunter 90 aktive in den verschiedenen Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Gruppen und bringt Stücke wie das Jugenddrama "Der Frühstücksclub", die Komödie "Cyrano in Buffalo" die Grusel-Lesung "Seitenweise Grauen", Dramen wie "Geschlossene Gesellschaft" von Jean Paul Sartre, Grotesken und Märchen auf die Norderstedter Bühnen. Mit acht Produktionen für 45 Vorstellungen mit mehr als 8500 Zuschauer erwies sich Pur im Jahr 2011 als fleißigste Bühne Norderstedts.
"Wir sind eines der größten Amateurtheater in Schleswig-Holstein, wünschen uns aber noch mehr Theaterfreunde, die hinter den Kulissen aktiv sind", sagt Norbert Scharbert. Und was macht Pur mit dem Preisgeld? "Der TÜV hat uns von unserem Transporter getrennt, da kommt das Preisgeld gerade richtig", sagt Scharbert und strahlt.
Die Jury war besetzt mit Stadtpräsidentin Katrin Oehme und Oberbürgermeister Grote, Christa Heise-Batt, erste Kulturpreisträgerin, und Kulturbüroleiterin Gabriele Richter als Beraterinnen, Buchhändler Wolfgang Dellke, Vertretern aus Kultur und Politik.
Der Kulturpreis und der Sonderpreis werden am Sonntag, 28. Oktober, 16 Uhr, im Kulturwerk am See verliehen (nur geladene Gäste).