Das grafische Werk, Keramiken und die Bibel des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser werden auf der Landesgartenschau präsentiert
Existenzieller und eindringlicher hat es wohl kaum ein Künstler beschrieben, wie wichtig die Rückbesinnung des Menschen auf seinen Ursprung, die Natur, ist. Friedensreich Hundertwasser propagierte einst den Bau von Humustoiletten in den eigenen vier Wänden. "Die Humustoilette ist ein Statussymbol. Wir haben das Privileg, Zeuge zu sein, wie sich mit Hilfe unserer Weisheit unser eigener Abfall, unsere eigene Scheiße in Humus umwandelt, so wie der Baum wächst und die Ernte reift. Bei uns zu Hause, als wär's unser eigenes Kind."
Homo - Humus - Humanitas, für Hundertwasser drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs. Der Humus als das wahre schwarze Gold. Für Hundertwasser war der Humusduft heiliger und Gott näher, als der Geruch von Weihrauch. "Wer nach dem Regen im Wald spazieren geht, kennt diesen Geruch."
Nun ist eine Landesgartenschau menschengemacht. Und doch ein Stück Natur. Die Norderstedter Schau hat viel naturbelassene Fläche. Gerade im Waldpark, dort, wo der Humus duftet. Friedensreich Hundertwasser hätte wahrscheinlich Gefallen gefunden an der Ausstellung seines grafischen Werkes und vieler weiterer seiner Kunstwerke im Kubus der neuen Musikschule auf dem Gelände der Gartenschau. Nicht wegen der Kastenarchitektur der Schule, aber wegen der Nähe zum Humus.
"Die Ausstellung gehört zu den derzeit herausragendsten internationalen Hundertwasser-Sammlungen. Wir werden die Besucher auf vielfältige Weise mit dem Leben und Schaffen des Künstlers bekannt machen", sagt Michael Wegmann von der Agentur Concept Design aus Konstanz, der mit der Schau seit 2003 unterwegs ist. 120 Original-Grafiken des Künstlers werden zwischen dem 23. April und dem 9. Oktober zu sehen sein, dazu Keramiken und Werke wie die Hundertwasser-Bibel und die Brockhaus-Enzyklopädie, deren Buchrücken eine Grafik bilden. Norderstedt wird nach Eutin die zweite Station im Norden sein. Im dortigen Ostholstein-Museum lockte die Schau fast 54 000 Besucher in nur drei Monaten, so viele wie das kleine Museum sonst über drei Jahre zählt.
Die Initiatoren der Schau von der Kulturstiftung Norderstedt wollen dafür sorgen, dass Norderstedt für die Dauer der Gartenschau zur Hundertwasser-Stadt wird. Neben den Führungen durch die Ausstellung wird es Lesungen, Video-Präsentationen, Vorträge und Konzerte geben. Dazu spezielle Veranstaltungen für Kinder aller Altersklassen. Außerdem möchte die Kulturstiftung in den Musikschul-Räumen exklusive Führungen und Events für Sponsoren und Firmen anbieten, außerhalb der Öffnungszeiten nach 18 Uhr. "Ich freue mich sehr auf das neue Musikschulgebäude und auch auf die ,Zweckentfremdung' durch die Ausstellung. Sie wird das Gebäude bekannt machen", sagt Rüdiger George, Leiter der Musikschule Norderstedt. Die Kunst des Friedensreich Hundertwasser ist gefällig. Sie spricht breite Gesellschaftsschichten an. Werner Hutterer drückt das so aus: "Die Schwelle zu seiner Kunst ist niedrig. Er erreicht damit Menschen, die der edleren Kunst sonst fern bleiben. Wir wollen aber die Kunst mit dem Leben verknüpfen, sie lebendig machen und Diskussionen auslösen." Ausstellungsmacher Michael Wegmann, der auch ähnliche Schauen mit Werken von Chagall und Picasso organisiert hat, kennt die Kritik an Hundertwasser. "Es gab sie immer, die Kritiker, die Hundertwassers Werk als zu kommerziell bezeichnet haben." In der Publikumsgunst schlage der Österreicher Chagall und Picasso aber um Längen. "Bei anderen Künstlern kommen zur Vernissage 1000 Leute und in die Ausstellung keiner mehr", sagt Wegmann. Bei Hundertwasser stünden die Leute hingegen Schlange.
Um den Strom der Menschen in die Ausstellung in Norderstedt zu kontrollieren, wird es keine "All-inclusive-Tickets" geben. Die Ausstellung dürfe nicht zu einer von vielen Stationen auf der Gartenschau werden. "Sonst können Sie sich vorstellen, was bei schlechtem Wetter los ist", sagt Wegmann. Es wird reine Hundertwasser-Tickets geben (8 Euro, 6,50 Euro ermäßigt, Kinder 2,50 Euro, unter 1,10 Meter frei). Außerdem Kombi-Tickets für Gartenschau und Ausstellung (19,50 Euro).
Die Leser der Norderstedter Zeitung bekommen hingegen die Chance, ganz kostenlos in die einmalige Ausstellung zu gehen. Wir verlosen fünf mal zwei Eintrittskarten für die Ausstellung. Die Gewinner können die Karten an einem beliebigen Tag während der 172 Tage der Landesgartenschau in Norderstedt einlösen.
Wer mitmachen will, muss allerdings eine Frage beantworten: Wie hieß Friedensreich Hundertwasser mit bürgerlichem Namen? Schicken Sie die richtige Antwort mit Namen und Adresse bis zum 26. April an nz@abendblatt.de oder per Post an die Norderstedter Zeitung, Europallee3, 22850 Norderstedt. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.