Neu Wulmstorf . Neue Vorschläge für Ardestorfer Windpark. Um Rotmilane zu schützen, sollen die umstrittenen Rotoren im Frühjahr lange abgeschaltet werden.

Für ihren geplanten und umstrittenen Windpark Ardestorf bei Neu Wulmstorf hat die „Bürgerwind Neu Wulmstorf GmbH“ jetzt neue Vorschläge vorgelegt, wie dort gefährdete Greifvögel geschützt werden könnten. Die Maßnahmen sind eine Ergänzung zu dem Genehmigungsantrag, der bereits beim Landkreis Harburg gestellt worden ist. Wie berichtet, ist die Fläche gerade erst als Windkraft-Vorranggebiet im neuen Raumordnungsprogramm des Kreises ausgewiesen worden.

Gleichwohl hat sich der Bauausschuss der Gemeinde Neu Wulmstorf kürzlich mehrheitlich gegen eine solche Planung ausgesprochen und fordert vom Kreis eine Rücknahme dieses Areal als Windkraftfläche. Man habe große Bedenken wegen des Artenschutzes, begründeten die örtlichen Kommunalpolitiker ihre Ablehnung. Hintergrund: Vogelschützer sehen dort durch die drehenden Rotoren Greifvögel wie den Rotmilan gefährdet, vor allem weil in der Nachbarschaft eine Hühnerfarm liege, die solche Greifvögel geradezu anlocke.

Aus dem Ergänzungsantrag der Windpark-Planer geht nun hervor, wie eine Kollision zwischen Vögeln und Rotoren vermieden werden könnte: Vom 1. April bis 15. Juli könnten die Rotoren von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang abgeschaltet werden, heißt es dort. Begründung: Nicht die Hühner im Freigehege seien zielgerichtet am Tage Beute der Greifvögel, vielmehr sei es die geringe Vegetationshöhe dort, die die Vögel anlocke, um hier erfolgreich jagen zu können. Auf den umliegenden Feldern sei der Bewuchs indes in dieser Zeit zu hoch. Nach der Ernte aber seien Äcker und Hühnergehege wieder gleich gut geeignet, so dass beispielsweise Rotmilanen dann ein viel größerer Platz für die Nahrungssuche wieder zur Verfügung stehe: Daher auch die Abschaltung bis zum 15. Juli.

„Ablenkfläche“ soll Tiere schützen

Als weitere Maßnahme vorgesehen ist eine sogenannte „Ablenkfläche“, konkret ein größeres Areal im nahen Immenbeck, wo mit Grünland und zwei kleinen Gewässern ein „hohes Beuteaufkommen“ für Greifvögel geschaffen werden könnte. Und sogar der Einsatz von Hunden ist geplant. Die Überlegung dabei: Auf der Hühnerfarm könnten Herdenschutzhunde eingesetzt werden, die die Greifvögel allein durch ihre Anwesenheit „vergrämen“, also davon abhalten, die Farm als nettes Revier zum Jagen zu betrachten. Die Vorschläge befänden sich allerdings noch in der Abstimmung und eine offizielle Stellungnahme der Naturschutzbehörde stehe noch aus.

Geplant sind bei Ardestorf drei Anlagen mit einer Höhe von 200 Metern. Antragsteller ist eine Genossenschaft, die die Rotoren als Bürgerwindpark betreiben will und bereits den Zuschlag der Bundesnetzagentur dafür in der Tasche hat. Idee: Mehr als 200 Bürger aus der nahen Umgebung zeichnen Anteile von bis zu maximal 20.000 Euro. Ziel sei eine Rendite von etwa drei Prozent, was nicht viel, aber ein bisschen mehr als eine derzeitige Spareinlage ist. Das sei auch mit Abschaltungen im Frühsommer gerade noch möglich, weil der hauptsächliche Ertrag in anderen Monaten anfalle. Projektplaner der Anlagen ist die Firma Windstrom, die bereits um 2012 mit mehreren Dutzend Grundeigentümern über die Flächen verhandelt hat.