Die Kunden von Kabel Deutschland schauen wohl in die Röhre, wenn ARD und ZDF ab dem 12. Februar hochauflösende Fernsehbilder sendet.

Lübeck. Zum Start der Olympischen Winterspiele am 12. Februar werden ARD und ZDF in ihren Programmen hochauflösendes Fernsehen (HDTV) einführen und so eine neue TV-Ära einleuten. Aber: Kabel Deutschland verlangt von den öffentlich-rechtlichen Sendern eine Kostenbeteiligung für die Einspeisung von HDTV; ARD und ZDF lehnen das kategorisch ab.

Gut drei Wochen vor dem Start der Olympischen Winterspiele ist somit weiterhin unklar, ob die Kunden des größten deutschen Kabelbetreibers die Programme von ARD und ZDF in HDTV empfangen können. Kabel Deutschland fordert ein sogenanntes Einspeiseentgelt von den Sendern, was diese jedoch ablehnen. ZDF-Sprecher Walter Kehr sagte, Kabel Deutschland betreibe „Spiegelfechterei“. Das ZDF stelle ein hochwertiges Signal zur Verfügung, auf das alle Kabelbetreiber kostenlos zugreifen könnten.

Der HDTV-Empfang setzt einen digitalen Fernsehanschluss voraus. Neben dem Satellitenbetreiber Astra haben unter anderem die Kabelfirmen Unitymedia und Kabel BW eine Verbreitung zugesagt, auch über die Internet-Fernsehangebote von Telekom und Hansenet werden die öffentlich-rechtlichen Sender in HD zu sehen sein. HDTV-Bilder sind schärfer, klarer und farbintensiver als beim Standardformat.

Kabel Deutschland, das neun Millionen Haushalten versorgt, verweist darauf, dass die HD-Verbreitung eine hohe Bandbreite beanspruche und daher zusätzliche Kosten verursache. Es sei nicht einzusehen, warum Kabel Deutschland diese Kosten allein übernehmen solle, sagte Unternehmenssprecher Marco Gassen dem Nachrichtendienst EPD. Die Kabelbetreiber, die ARD und ZDF in HD übertragen wollten, hätten einen digitalen Einspeisevertrag mit den Sendern, der eine Bezahlung für HD-Kapazität vorsehe. Der Digitalvertrag von Kabel Deutschland schließe HD dagegen bisher nicht ein.

ARD und ZDF wollten zu den Verträgen mit den Kabelnetzbetreibern keine Auskünfte geben. Maurice Böhler, Sprecher des baden-württembergischen Anbieters Kabel BW, sagte, ARD und ZDF hätten allgemeine Kapazitäten für die digitale Übertragung ihrer Programme gebucht. Im Rahmen dieser Vereinbarung hätten sich die Sender nun auch für eine Ausstrahlung in HD entschieden. Die Bandbreite hierfür sei ausreichend. Dies gelte allerdings nicht für die HD-Version von ARTE. Für die hochauflösende Verbreitung des Kultursenders müsse ein neuer Vertrag geschlossen werden, so Böhler.

ARD-Sprecher Harald Dietz kritisierte, Kabel Deutschland habe seine Netze nicht rechtzeitig umgerüstet und stattdessen in andere Geschäftsfelder wie Telefonie und Internet investiert. Hingegen hätten die kleineren Betreiber ihre Bandbreiten so ausgestattet, dass HD problemlos mit übertragen werden könne.

Über die Entwicklung zeigen sich auch Kieler Landespolitiker empört: Allein in Schleswig-Holstein seien 600.000 Haushalte betroffen, berichten die „Lübecker Nachrichten". Peter Eichstädt, medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte dem Blatt: „Ich bin verwundert. Wenn Kabel Deutschland jetzt Geld fordert, hat das den Beigeschmack einer öffentlichen Erpressung, die sich letztlich nicht gegen die Sender, sondern gegen die Gebührenzahler richtet.“ Er gehe davon aus, dass Kabel Deutschland seine Haltung korrigiert.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian von Boetticher sagte: „Für mich ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, weshalb ein Kabelbetreiber Geld für eine Durchleitung verlangt, zu der andere Anbieter ohne zusätzliche Gelder in der Lage zu sein scheinen.“ Protest kommt auch von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. „Dass die Verbraucher jetzt leiden sollen, ist dumm“, sagte Sprecher Thomas Hagen der Zeitung. Er empfiehlt: „Wer ARD und ZDF in HD-Qualität sehen will, muss seinen Kabel-Anschluss kündigen und auf Satellit umsteigen.“

Marktführer Kabel Deutschland, das in 13 Bundesländern tätig ist, hat nach eigenen Angaben bundesweit neun Millionen Kunden mit derzeit etwa 850.000 digitale Fernseh-Abos. Das Unternehmen rechtfertigt laut Lübecker Nachrichten seine Forderung für die Erhebung eines Einspeiseentgelts mit zusätzlichen Kosten, die bei der HD-Verbreitung entstehen. Kommt es bis zum Beginn der Olympischen Winterspiele nicht zu einer Einigung, müssten diese Kunden auf Satellit oder Internet umsteigen, wenn sie ARD und ZDF in HD-Qualität sehen wollen.