Dem 26-Jährigen wird vorgeworfen, im November 2010 in Bodenfelde zwei Jugendliche im Alter von 13 und 14 Jahren getötet zu haben.

Northeim. Gut vier Monate nach der Tötung von zwei Teenagern im südniedersächsischen Bodenfelde ist gegen den mutmaßlichen Doppelmörder Anklage erhoben worden. Der 26-Jährige aus dem Landkreis Northeim muss sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Göttingen vom Montag wegen Mordes verantworten. Jan O., der in Untersuchungshaft sitzt, hatte gestanden, aus sexuellen Motiven getötet zu haben.

Es sei nach einem ersten mündlichen Gutachten nicht ausgeschlossen, dass er eingeschränkt steuerungsfähig sei, sagte Oberstaatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner. Der Arbeitslose hatte den Ermittlungen zufolge zunächst vorgehabt, die 14-jährige Nina in einem Fichtenwäldchen zu vergewaltigen. Als sich das Mädchen wehrte, soll er es mit mehreren Schnittverletzungen am Hals getötet haben. Tobias wurde zum Opfer, weil er fünf Tage nach dem Tod von Nina in der Nähe des Tatorts war. Dem Richter hatte Jan O. gesagt, er habe sich ertappt gefühlt. Er habe den 13-Jährigen festgehalten und in das Wäldchen geschleppt. Dort soll er den Jungen am 20. November ebenfalls mit einer Vielzahl von Messerstichen in den Hals ermordet haben.

In den Wochen vor den Bluttaten hatte der 26-Jährige wiederholt gegen Bewährungsauflagen verstoßen. Er war wegen einer Diebstahlserie zur Bewährung auf freiem Fuß. Er stand zudem kurz vor einer Einweisung in eine Entziehungsklinik.

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Therapeut von Jan O.: "Damit hat keiner gerechnet"

Der mutmaßliche Doppelmörder von Bodenfelde hat nach Angaben seines Drogentherapeuten große Schwierigkeiten, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. "Er litt unter einem mangelnden Selbstwertgefühl. Wenn er kritisiert wurde, ist er verbal entgleist", sagte Eberhard Ruß, Leiter der Therapieeinrichtung "Neues Land" im Bodenfelder Ortsteil Amelith. Der alkohol- und drogensüchtige Jan O. hatte dort bis Februar 2010 eine Entziehungskur gemacht.

Ruß berichtete, dass Jan O. ihn nach den Morden - als diese noch nicht aufgedeckt waren - kontaktiert habe. Dabei ging es jedoch nicht um die Taten. Während der Zeit in der Therapie habe es keine Hinweise darauf geben, dass der junge Mann zu solchen Verbrechen fähig sein könnte. "Wir waren alle geschockt. Damit hat keiner gerechnet", betonte Ruß.

Nach seiner einjährigen Therapie besuchte Jan O. weiter das Arbeitstraining in Amelith. Bei einer Urinkontrolle habe sich dann aber herausgestellt, dass er rückfällig geworden war. Daraufhin musste der Mann die Einrichtung verlassen. Zu Ruß hatte er aber weiterhin Kontakt. "Er ist wieder langsam in die Sucht abgerutscht", sagte Ruß. Kurz nach den Morden an Nina und Tobias - als diese allerdings noch nicht entdeckt waren - habe Jan O. ihn aufgesucht, um mit ihm über seine starken Alkoholprobleme zu sprechen. "Da war das Kind aber leider schon in den Brunnen gefallen, nur das wusste ich noch nicht."

(Mit Material von dpa)