Die Hochwasserlage in Kellinghusen bleibt weiter angepannt. In Hamburg fiel in 48 Stunden mehr Regen als sonst im gesamten Februar.

Hamburg. Die Hochwasserlage in Kellinghusen (Kreis Steinburg) bleibt weiter angespannt. Das Wasser im Bereich der Stör stieg am Morgen weiter, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Kellinghusen am Montag. Die Ortsdurchfahrt sei wegen dem bis zu 30 Zentimeter hohen Regenwasser in der Innenstadt weiter gesperrt, Linienbusse und Schulbusse fahren aber weiterhin planmäßig. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technisches Hilfsdienstes (THW) konnten das Klärwerk absichern, das am frühen Morgen noch überzulaufen drohte. Da keine weiteren kräftigen Regenfälle vorhergesagt wurden, ging die Feuerwehr davon aus, dass sich die Hochwasserlage in Kellinghusen nicht weiter verschlimmert.

Norddeutschlands Dauerregen-Bilanz

Pro Quadratmeter 53 Liter Regen - diese Zahl klingt im ersten Moment wenig spektakulär. Weit gefehlt. Denn in den vergangenen 48 Stunden ist mit den 53 Litern pro Quadratmeter in Hamburg-Fuhlsbüttel mehr Regen gefallen als sonst im ganzen Monat Februar - zumindest im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Der liegt nämlich bei 41 Litern pro Quadratmeter. "Damit wurde in den zwei Tagen das Soll des gesamten Monats übererfüllt. Nun bräuchte es nicht mehr zu regnen", sagt Clemens Grohs, Diplom-Meteorologe vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. "So viel Regen im Februar ist sehr ungewöhnlich." Eine ähnlich feuchte Wetterlage Anfang Februar hat es im Norden und in Hamburg zuletzt 2005 gegeben. Kein Wunder also, dass das Fußball-Lokalderby zwischen dem HSV und St. Pauli gestern buchstäblich ins Wasser fiel.

Im ganzen Norden wurde mit den dunklen, regnerischen Tagen sogar ein trister Deutschland-Rekord erreicht. In Bremervörde ist mit 58 Litern pro Quadratmeter in den vergangenen 48 Stunden so viel Regen gefallen wie im ganzen Bundesgebiet nicht. Der Dauerregen bereitete so den Mitarbeitern der Feuerwehr auch ein nasses und anstrengendes Wochenende.

Zwar blieben größere Schäden aus - doch liefen immer wieder und im gesamten Stadtgebiet Keller voll Wasser, traten Bäche über ihre Ufer und drohten überlaufende Teiche, Häuser und Höfe zu überfluten. Besonders heftig traf es den Hamburger Norden an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein: An einem Teich in Ammersbek, der von dem Flüsschen Lottbek gespeist wird, ließ sich die Schleuse nicht vollständig öffnen. Das Wasser breitete sich immer weiter aus, überflutete schließlich angrenzende Gräben und eine Kleingartenanlage. Die Parzellen standen stellenweise 30 Zentimeter unter Wasser. Berufs- und Freiwillige Feuerwehren aus Schleswig-Holstein und Hamburg versuchten, das Wasser mit Sandsäcken zu kanalisieren und zu verhindern, dass das Wasser sich ausbreiten konnte.

Auch auf dem Fischmarkt und in Blankenese zeigte sich die Macht der Natur. Am Sonnabend hatte der Sturm Nordseewasser in die Elbe gedrückt. Die Feuerwehr entfernte mehrere dort abgestellte Autos. Am Sonntag liefen dann in ganz Hamburg zahlreiche Keller voll Wasser. Stellenweise wurden Gullydeckel durch die Kraft des Wassers aus der Verankerung gedrückt. Auch hier war der Hamburger Norden am stärksten betroffen.

Und auf der Insel Borkum ist es auch am Wochenende nicht gelungen, den bei Sturm und Wellengang an Land getriebenen Frachter "Nordland 1" wieder flottzukriegen. Alle Versuche, das Schiff mit Schleppern ins tiefere Wasser zu ziehen, missglückten.

Die "Nordland 1" hat Baustoffe für die Sanierung der Strandpromenade auf Borkum geladen. Der Frachter sitzt seit Donnerstag fest. Zunächst trieb er auf den Strand, später spülten ihn die Wellen auf eine Buhne. Möglicherweise muss das Schiff vor Ort auseinandergeschweißt und in Teilen abtransportiert werden.

Doch es gibt auch gute Nachrichten von der Regenfront: Die soll sich nämlich langsam verringern. Meteorologe Grohs: "Heute gibt es nur noch vereinzelt Sprühregen."

(abendblatt.de)