Die Staatsanwaltschaft in Osnabrück hat einen katholischen Pfarrer aus dem Emsland wegen Vergewaltigung einer 14-Jährigen angeklagt.

Osnabrück. Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft hat einen katholischen Pfarrer aus dem Emsland wegen Vergewaltigung angeklagt . Die Taten sollen mehr als 20 Jahre zurückliegen, sagte der Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft, Alexander Retemeyer, am Dienstag. Dem heute 50-Jährigen wird vorgeworfen, im Mai und Juni 1990 ein damals 14 Jahre altes Mädchen mit Gewalt zum Sex gezwungen zu haben.

Der Geistliche habe die sexuellen Kontakte zu der Jugendlichen zwar zugegeben, Gewalt sei nach seiner Darstellung aber nicht im Spiel gewesen, sagte der Staatsanwalt. Das Landgericht Osnabrück muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt. Einen Termin für die Hauptverhandlung gibt es noch nicht. Das Bistum Osnabrück hatte den Mann bereits im März von seinen Ämtern entbunden. Gegen ihn laufe parallel ein kirchenrechtliches Verfahren, sagte der Sprecher des Bistums, Hermann Haarmann.

Das Opfer beschuldigt den Priester, es bei der ersten Tat festgehalten zu haben. Beim zweiten Übergriff habe er das tiefgläubige Mädchen in seine Wohnung bestellt und ihr sinngemäß gesagt, dass sie nicht in den Himmel komme, wenn sie nicht mit ihm schlafe, sagte Retemeyer. Außerdem habe er sie an den Armen gegriffen und ihren Mund zugehalten.

“Die Sache ist nur verfolgbar, wenn man das als Vergewaltigung einordnet“, erklärte Retemeyer. Dafür müsse die Staatsanwaltschaft Gewalttaten nachweisen. Handele es sich dagegen um sexuellen Missbrauch, seien die Taten verjährt.

Der Priester gehörte laut Retemeyer zu den führenden Persönlichkeiten der „Christusgemeinschaft“, einer umstrittenen Glaubensbewegung im Bistum Osnabrück. Nach Angaben der Frau bestand damals mindestens drei Jahre lang eine sexuelle Beziehung, in der der Priester immer wieder Gewalt auf sie ausgeübt habe. „An diese Fälle kann sie sich aber nicht mehr richtig erinnern“, erläuterte der Staatsanwalt. Daher spielten sie für die Anklage keine Rolle.

In den von dem Gesitlichen betreuten Gemeinden seien viele Menschen von den Vorwürfen geschockt gewesen, sagte Bistumssprecher Haarmann. „Es gibt durchaus auch Stimmen, die sagen, dass er ein guter Seelsorger und ein guter Pfarrer war“, betonte er. Über seine Zukunft als Priester werde in dem kirchenrechtlichen Verfahren entschieden, an dem auch der Vatikan beteiligt sei. Der Ausgang dieses Verfahrens sei noch nicht absehbar.