Nach Missbrauchsdebatte: Im katholischen Bistum Osnabrück ist die Zahl der Kirchenaustritte in den ersten Apriltagen deutlich angestiegen.

Osnabrück. Allein in der ersten Woche des Monats habe es 265 Austritte gegeben, sagte Bistumssprecher Hermann Haarmann. Er führte den Anstieg auf die bundesweite Diskussion um sexuellen Missbrauch durch Priester zurück.

Von Januar bis März waren die Zahlen noch von 226 auf 166 pro Monat zurückgegangen. Das sei auch in beiden vorherigen Jahren ein ungefährer Mittelwert gewesen, sagte Haarmann. Das Bistum habe zwar wegen der Missbrauchsdiskussion mit einem Anstieg gerechnet: „Aber dennoch ist ein so deutlicher Ausschlag bitter.“

Zwar sei auch im Zusammenhang mit der Diskussion um die umstrittene Pius-Brüderschaft vor etwa einem Jahr ein deutlicher Anstieg der Austrittszahlen zu verzeichnen gewesen. Doch der sei schnell wieder abgeebbt. Zudem habe sich die Debatte damals eher ein Problem des Papstes gedreht: „Diesmal geht es bis in die einzelnen Gemeinden, und ein Ende ist noch nicht abzusehen.“

Auch im Bistum Osnabrück waren in den vergangenen Wochen mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch in der Vergangenheit bekannt geworden, unter anderem an zwei Klosterschulen im Emsland. Noch am Montag hatte das Bistum bekanntgegeben, dass zudem gegen einen Priester Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben worden seien. Er habe als Kaplan zwischen 1970 und 1983 in Lingen und Bremen gearbeitet. Die Staatsanwaltschaften seien informiert. Der Mann lebe derzeit im Raum Hamburg im Ruhestand.

Er gehe davon aus, dass die meisten Ausgetretenen sich bereits seit längerem von der Kirche entfernt hätten, sagte Haarmann. Die Missbrauchsdebatte sei dann wohl der Auslöser zum tatsächlichen Austritt gewesen. Austritte aus spontaner Verärgerung seien seiner Ansicht nach eher selten.

Eine spürbare Veränderung im gemeindlichen Leben habe die Debatte bislang nicht gehabt, erläuterte der Sprecher. Die Zahl der Gottesdienstbesucher wie auch das Engagement der Ehrenamtlichen habe sich nach Berichten der Pfarrer vor Ort nicht verändert. Auch habe es keine Abmeldungen von katholischen Schulen oder Kindergärten gegeben.