Das Protestcamp gegen den geplanten Geflügelschlachthof in Wietze ist geräumt worden. Demonstranten verankerten sich in Beton.

Wietze. Die Polizei hat am Dienstag ein Protestcamp gegen den geplanten Geflügelschlachthof in Wietze bei Celle geräumt. Am Nachmittag mussten noch drei von ursprünglich zehn angeketteten und in Beton verankerten Demonstranten befreit werden, sagte ein Polizeisprecher. Die jungen Leute hätten sich in Betonröhren und einem eingegrabenen Wohnwagen verankert, die Räumung sollte daher bis zum frühen Abend dauern. Für den Notfall standen Ärzte und Rettungswagen bereit. Nach Augenzeugenberichten waren zeitweise bis zu 200 Polizisten im Einsatz.

Die Besetzer hätten sich immer mehr verschanzt und Vermessungstrupps angegriffen, begründete der Landkreis Celle die Räumung. Auch stünde der Bau des Schlachthofs unmittelbar bevor. Der Landkreis habe deshalb die Versammlung aufgelöst. Gruben und barrikadenartige Zäune mit Holzspeeren seien nicht von der Versammlungsfreiheit gedeckt. Ordnungswidrigkeiten- und Strafverfahren gegen die Besetzer wollte ein Sprecher nicht ausschließen.

Das Gelände war im Mai besetzt worden. Die Besetzer hatten zunächst Zelte und dann Holzhütten errichtet. „Wir bedauern sehr, dass es zu diesem letzten Schritt der polizeilichen Räumung kommen musste“, sagte der Geschäftsführer des Schlachthofbetreibers Franz-Josef Rothkötter am Dienstag. „Wir haben bis zum Ende gehofft, die Besetzer mit Argumenten zu einem friedlichen Rückzug bewegen zu können.“ Mit den Bauarbeiten solle noch im August begonnen werden.

Die Unternehmensgruppe Rothkötter will in Wietze den Schlachthof bauen und nach eigenen Angaben 60 Millionen Euro in den ersten Bauabschnitt investieren. Das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg hatte die Schlachtung von knapp 2,6 Millionen Hähnchen wöchentlich genehmigt. Hähnchenmastbetriebe im Umkreis von rund 150 Kilometern sollen die Tiere für den Schlachthof liefern.

Gegen den Bau des Schlachthofes hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Proteste gegeben. Zahlreiche Bürgerinitiativen hatten sich formiert. Ein Bürgerbegehren gegen kommunale Subventionen für den Schlachthof war abgelehnt worden. Die Tierschutzorganisation Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt stellte sich klar auf die Seite der Besetzer. „Wenn Politik und Verwaltung solche Wahnsinns-Projekte fördern, muss jeder mündige Bürger auf die Barrikaden gehen. Dazu gehört auch die gewaltfreie Besetzung des Grundstücks“, sagte Präsident Wolfgang Schindler.

Auch Grüne und Linke äußerten Verständnis für die Gegner des Projektes. „Die Grünen kritisieren die Räumung und unterstützen den Protest gegen die Massentierhaltung“, sagte der agrarpolitische Sprecher Christian Meyer. Auch stünden noch Gerichtsverfahren aus. „Ich hoffe, dass alles friedlich bleibt und setze mich hier persönlich für Gewaltlosigkeit ein“, sagte die Landwirtschafts-Expertin der Linken Marianne König in Wietze. Sie bescheinigte der Polizei „Sachkompetenz“ bei der Befreiung der angeketteten Demonstranten.