Die Schauspielerin startete ihre ersten Segelversuche bei ruhiger See. Das Segelschiff Thor Heyerdahl führt die Windjammerparade an.

Kiel. Überraschungsbesuch bei der Kieler Woche - Schauspielerin Veronica Ferres hat den Donnerstag im Segelzentrum Schilksee verbracht, aber nicht nur an Land. Mehrere Stunden lang war die bekannte Schauspielerin mit einer Renn-Yacht und internationalen Segelstars wie zum Beispiel Jochen Schümann und Tim Kröger auf der Förde unterwegs. Die 45-Jährige war begeistert von der Professionalität des Sports und hat sich bei den Profis wohl gefühlt. "Die waren so geduldig mit mir. Die haben mir jede Frage beantwortet. Selbst die blondesten Fragen, aller Fragen. Es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht und war ein richtiges Abenteuer. Mit der Kraft des Windes über das Wasser zu segeln war für mich faszinierend.", sagte die 45-Jährige.

Am Sonnabend führt die „Thor Heyerdahl“ die Windjammerparade bei der Kieler Woche an. Der Traditionssegler wurde gerade von Grund auf erneuert. Fertig ist das Schiff aber nie.Mit dem Segeln hatte Heinz-Hermann Heide es nie so. Dann aber fuhr er auf der „Thor Heyerdahl“ mit. „Mich befiel das Thor-Virus“, sagt der 65-Jährige. Seit etwa 25 Jahren segelt Heide nun auf dem Traditionssegler, kümmert sich um Reparaturen und war jahrelang im Vorstand des Vereins, dem das Schiff gehört. Am Samstag hissen er und die Mannschaft die 14 Segel der „Thor“. Als Führungsschiff bei der Windjammerparade, dem Höhepunkt der Kieler Woche, gleitet die „Thor“ die Förde hinauf. Der Dreimaster ist für Heide etwas ganz besonderes.„Ich kenn' nur dieses Schiff. Mich interessiert auch kein anderes“, sagt er.

Er steht an der Reling und blickt mit zusammengekniffenen Augen auf die Förde, das Ufer zieht vorbei, die Sonne scheint ihm ins Gesicht. Damals, vor 25 Jahren, hat ihn das Gefühl der Freiheit auf dem Wasser gepackt – auch wenn es Zwänge gibt, weil an Bord viel zu tun ist. Als ganz besonders empfand er vor allem aber die Gemeinschaft. Wie sich eine Mannschaft findet und zusammenhält. Um die Gemeinschaft geht es auch bei dem, was die „Thor Heyerdahl“ so besonders macht: Sie ist ein schwimmendes Klassenzimmer. Zehntklässler leben sechs Monate an Bord des Seglers und gehen im Winterhalbjahr auf große Amerika-Fahrt.

Im Frühling und Sommer gibt es kürzere Jugendreisen und Klassenfahrten. Die jungen Leute arbeiten richtig mit: Sie schmieren Olga, die Maschine, navigieren, kümmern sich um die Nachtwache. Bei den Sechs-Monats-Touren erhalten sie normalen Unterricht und machen Prüfungen. „Es sind keine Kinder mehr, wenn sie zurückkommen. Sie reifen in diesem halben Jahr um zwei bis drei Jahre“, sagt Ulrich Barth. Er fährt seit 2000 auf dem Toppsegelschoner mit, ehrenamtlich, wie alle hier. Barth balanciert auf einem Tau, vor ihm das Bramsegel, neben ihm der erste Mast, unter ihm gut zwölf Meter Tiefe, dann das Schiff, dann die Förde. Das Bramsegel hat sich in einer Strippe verhakt, Barth löst es. „Oben fühle ich mich teilweise sicherer als unten“, sagt er.

Eigentlich ist das Segelschulschiff „Gorch Fock“ bei der Windjammerparade mit rund 100 Traditionsseglern ganz vorn. Zurzeit liegt sie aber zur Überholung in der Werft. Deshalb darf die „Thor“ ran – zum zweiten Mal überhaupt. „Dass wir sie anführen, ist schon etwas Besonderes“, sagt Heide. Und Barth meint grinsend: „Wir sind ja die Hälfte der „Gorch Fock“.“Wenn die Gorch Fock etwas Neues bekomme, erbe die Thor die alten Sachen.

Der 50-Jährige greift einTau: „Alles „Gorch Fock“ hier.“ 80 Jahre ist die „Thor Heyerdahl“ alt, gebaut als Frachtmotorsegler. Die Fahrten mit mehr als 20000 Jugendlichen in den über 25 Jahren haben ihre Spuren hinterlassen. 2007 bis 2009 wurde das Schiff grundlegend saniert und bekam einen neuen Rumpf. Zum Teil haben Vereinsmitglieder selbst Hand angelegt, rund 100000 ehrenamtliche Stunden hätten sie investiert, sagt Heide. Trotzdem habe es etwa drei Millionen Euro gekostet, finanziert vor allem durch Spenden. Immer noch ist viel zu machen, die Schlauchboote müssen zum Beispiel erneuert werden. Heide:„Wir suchen dringend einen Millionär.“