Seit 2005 fischt Heiko Lutz mit seinem Boot “Schiermoker II“ während des größten Segelfests der Welt Abfall aus dem Wasser der Förde.
Kiel. Jährlich kommen rund drei Millionen Besucher zur Kieler Woche . Ein Müllmann hält die Förde sauber – mit dem einzigen Müllsammelboot in Kiel, der „Schiermoker II“. Seltsame Funde gehen dem Saubermann immer wieder ins Netz.
„Da ist noch Schiet im Wasser“, ruft Heiko Lutz und zeigt mit dem Kescher auf einen an der Kaimauer treibenden Luftballon. Das Boot macht einen Linksschwenk und mit einer gekonnten Bewegung hängt der blaue Ballon im Kescher. Dann landet er in einer der sechs Mülltonnen. „Un' weg is'.“
Lutz ist der einzige „Müllmann zur See“ in Kiel. Seit 2005 fährt er mit einem Müllsammelboot während der Kieler Woche über die Förde und fischt Abfall aus dem Wasser. Auf einem Transparent steht „Schiermoker II“. „Das bedeutet „Saubermacher„“, erklärt der 43-Jährige den Namen Bootes. „Das ist eine schöne Abwechslung“, sagt Lutz. Sonst arbeitet er an Land als Müllwagenfahrer. „Leider ist die echte „Schiermoker“ nicht mehr in Betrieb. Das war ein umgebauter Bauschuttcontainer.“
Sechs Mülltonnen stehen auf dem Pontonboot des technischen Hilfswerks (THW). „Zu unserer Hauptbeute gehören Flaschen, Becher und Verpackungen“, erklärt Lutz, während der Wind durch seine schwarzen langen Haare weht. Immer wieder macht der Saubermann aber auch spektakuläre Funde – etwa ein volles 50-Liter-Bierfass. „Das wollte keiner zurückhaben. Wir haben das dann nach Feierabend fachgerecht entsorgt“, sagt er grinsend.
Rund drei Millionen Besucher und 5000 Segler kommen jährlich zum größten Segelfest der Welt. In diesem Jahr sei aber wesentlich weniger Müll im Wasser, sagt Lutz. „Die Leute haben gelernt.“ Dennoch kämen täglich mehrere Säcke zusammen. Bei Ostwind etwas mehr, weil der Wind den Dreck an die Kaimauer treibt.
Auch auf der „Schiermoker II“ wird der Müll getrennt: Glas, Kunststoff und Restmüll kommen in separate Behälter. Nur eine Bio-Tonne gibt es nicht. „Das lohnt nicht wirklich“, sagt Lutz und erzählt von dem toten Aal, der auf der Wasseroberfläche trieb und einfach nicht untergehen wollte. „Den haben wir dann im Restmüll entsorgt. War kein schöner Anblick.“
„Wir können etwa eine Tonne Müll laden“, sagt Bootsführer Stephan Zerbs vom THW. „Mehr wird kritisch.“ Er ist mit seinem Kollegen Reinhard Sturm extra zur Kieler Woche aus Brandenburg gekommen. „Eigentlich ein entspannter Job.“ Man müsse nur auf die Bugwellen anderer Schiffe und auf den Wind achten. „Der treibt uns sonst gegen ein anderes Boot. Wäre ja schade, wenn wir untergehen: Um uns und den eingesammelten Müll.“