Der Pfarrer in Wolfsburg, der dem Montfortaner-Orden angehört, hat gestanden, einen Minderjährigen missbraucht zu haben.

Hildesheim/Wolfsburg. Nach dem sexuellen Missbrauch eines Jungen hat das Bistum Hildesheim einen Wolfsburger Pfarrer vom Amt suspendiert. Seit einiger Zeit erschüttert der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche auch die niedersächsische Diözese. Der Pfarrer in Wolfsburg, der dem Montfortaner-Orden angehört, gestand, vor mehr als 30 Jahren einen minderjährigen Jungen missbraucht zu haben. Das Opfer habe bisher aus Scham geschwiegen. „Die Diözese Hildesheim ist entsetzt und tief betroffen über den sexuellen Missbrauch und bringt ihr Mitgefühl mit dem Opfer zum Ausdruck“, sagte Domkapitular Heinz-Günter Bongartz auch im Namen von Bischof Norbert Trelle.

Die beiden von dem Pfarrer geleiteten Gemeinden St. Heinrich und St. Joseph wurden in Gottesdiensten von der Suspendierung informiert. Der Ordens-Pater engagiert sich bei Hilfsprojekten für Haiti und arbeitete auch als Seelsorger in einer Grundschule in Wolfsburg. Sein Montfortaner-Orden hat seinen Ursprung in Frankreich und ist mittlerweile in vielen Ländern der Welt vertreten.

Der Pfarrer bereue seine Tat „zutiefst“, hieß es im Bistum. Während seiner 21-jährigen Amtszeit in Wolfsburg habe er sich keiner anderen Vergehen schuldig gemacht. Das Opfer habe erst jetzt den Mut gefunden, sich zu melden, nachdem Bischof Trelle dazu aufgerufen hatte, auch zurückliegende Fälle zu melden. Nun prüft das Bistum mit der Leitung des Ordens mögliche weitere Kirchenstrafen. Zu möglichen Sanktionen gehören neben einer Amtsenthebung auch das Verbot, nicht mehr als Priester tätig zu sein oder finanzielle Einbußen bei den Pensionszahlungen.

Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch durch Jesuiten-Pater hatte das Bistum Hildesheim Anfang Februar selber schwere Fehler eingeräumt. Zwei Missbrauchsvorwürfe gegen den jahrelang im Bistum eingesetzten Pater seien in den 90er-Jahren nicht verfolgt worden. Nach einem Bischofsaufruf gingen Hinweise auf sexuellen Missbrauch ein. Es gehe im Bistum Hildesheim um rund ein Dutzend Fälle, sagte ein Sprecher am Sonntag. Die meisten davon sollen sich in den 60er- und 70er-Jahren ereignet haben. Das Bistum gehe den Fällen nach. Allerdings sei die Kontaktaufnahme mit den Opfern teils schwierig.

Ob der Skandal auch Folgen für andere katholische Einrichtungen hat, ist noch unklar. Die Anmeldungen für kirchliche Schulen etwa gingen nicht zurück, sagte der Sprecher des Bistums. Angesichts der wachsenden Vorwürfe innerhalb der katholischen Kirche schaltet sich auch die Bundesregierung ein. „Ich werde in den nächsten Tagen mit dem Präsidenten der Kultusministerkonferenz und den Vorsitzenden der Lehrerverbände darüber beraten, welche konkreten Maßnahmen wir ergreifen, um weiteren Fällen von Missbrauch vorzubeugen, Opfern zu helfen und damit Vertrauen auch bei Eltern wiederherzustellen“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) der „Bild am Sonntag“.

Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) rief Eltern dazu auf, frühzeitig Hilfe einzuschalten. „Sobald sich Kinder und Jugendliche auffällig verändern oder merklich zurückziehen, sollten bei Mama und Papa die Alarmglocken läuten. Der Teufelskreis aus Schuldgefühlen und Schweigen muss durchbrochen werden“, sagte die Ministerin in einer Stellungnahme in Hannover.