In vielen Städten liegen mehr als 23 Zentimeter Schnee und selbst die Nordseeinseln sind weiß bedeckt. In einigen Kommunen wird Salz knapp.

Hannover/Bremen. Traumhafter Winter im Norden: In den Städten liegt mehr als 23 Zentimeter Schnee, der Harz bietet einen guten halben Meter weiße Winterpracht und selbst die Nordseeinseln sind seit Tagen schneebedeckt. Doch gleichzeitig lassen ständiger Schneefall und Eiseskälte bei Minusgraden den Winterdiensten keine Verschnaufpause. „Unsere Jungs hatten in den letzten Tagen sehr kurze Nächte und richtig viel zu tun“, sagte Franziska Saniter, Sprecherin des Hannoverschen Winterdienstes aha.

Erstmals seit mehr als zehn Jahren ist ganz Niedersachsen flächendeckend von der weißen Winterpracht überzogen. Da kommen die Winterdienste schwer hinterher. Damit der Verkehr trotz des Schnees ohne Behinderungen läuft, müssen sie Schwerpunkte setzen. Deshalb räumen sie derzeit zunächst die Autobahnen sowie die Schnell-, Fern- und Hauptstraßen. „Die sind unsere erste Priorität. Der Rest muss erstmal warten“, sagte aha-Sprecherin Saniter. Die Nebenstraßen in den Städten und auf den Dörfern sind deshalb oft gefährlich glatt, obwohl die Winterdienste rund um die Uhr im Einsatz sind. Schlecht geräumte oder gestreute Fußwege, für die die Anwohner in den meisten Fällen selbst zuständig sind, erhöhen die Unfallgefahr noch zusätzlich.

In manchen Kommunen kommt noch ein weiteres Problem dazu: hier wird das Streusalz knapp. In Bremen macht sich der harte Winter deutlich bemerkbar. „Die Salzlager sind schon stark angeknabbert“, sagte Straßenamtssprecher Martin Stellmann. „Der Nachschub gerät schon ins Stocken.“ Man habe aber die „Lage im Griff“. Auftausalze werden unter anderem von dem Düngemittel- und Salzhersteller K+S mit Sitz in Kassel verkauft. Mehr als 80 Prozent der Kunden seien Kommunen. „Wir müssen unsere Aufträge derzeit priorisieren. Deshalb erhalten die Kunden zuerst Auftausalze, die für Autobahnen und überregionale Hauptstraßen zuständig sind“, erklärte K+S-Sprecher Ulrich Göbel. Aus dem Grund sei die „Nachschubsituation durchaus ein wenig angespannt“. Von enormen Lieferengpässen könne aber nicht die Rede sein. K+S produziere mehrere 10.000 Tonnen Salz am Tag.

Auch in Hamburg und Schleswig-Holstein gab es Graupelschauer und Schneefall - trotzdem passierten kaum glättebedingte Unfälle. Die Autofahrer hatten sich mittlerweile gut auf die winterlichen Straßenverhältnisse eingestellt, berichteten am übereinstimmend die Polizeisprecher. Im Bereich Bad Oldesloe gab es eine Karambolage, die mit geringem Blechschaden abging. Auch der Verkehr auf den Flughäfen in Hamburg und Lübeck lief am Morgen störungsfrei.

Bei anhaltendem Frost bildete sich auf mehreren Hauptfahrwassern an der Ostseeküste weiteres Eis. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock meldete Neueis für den Hafen Flensburg und geschützte Abschnitte der Innenförde sowie für den Hafen Neustadt in der Lübecker Bucht. Die innere Schlei ist derzeit mit fünf bis zehn Zentimeter dickem Eis bedeckt. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich bei leichtem Dauerfrost auch in den nächsten drei Tagen weiteres Eis in den inneren Küstengewässern der Ostsee bilden wird.

In den Krankenhäusern in Niedersachsen haben die Ärzte in den Notfallaufnahmen alle Hände voll zu tun. „Wir haben hier etwa 50 Prozent mehr Knochenbrüche als normalerweise“, sagte Mathias Denter, Leiter der Notaufnahme des Klinikums Osnabrück. Dabei müssen die Mediziner vor allem typische Sturzverletzungen wie Schulter-, Arm-, Bein- und Beckenbrüche kurieren. Im Harz müssen sich Skifahrer und Wanderer nicht nur vor Glatteis in Acht nehmen. Die Nationalparkverwaltung hat Harzbesucher davor gewarnt, die Wälder abseits der offiziellen Wege zu betreten. Es bestehe die große Gefahr, dass immer mehr Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen, sagte ein Sprecher. Auch die Stadt Goslar warnte dringend davor, in den Wäldern spazieren zu gehen. Autofahrer sollten Fahrten durch Waldgebiete möglichst vermeiden.

Besonders die Kinder in Schleswig-Holstein freuten sich über das winterliche Wetter: Während die Schüler in Hamburg schon wieder die Schulbank drücken mussten, enden die Ferien in Schleswig-Holstein erst am Mittwoch. In vielen Gegenden konnte man skilaufen und rodeln, an den Stränden von Nord- und Ostsee türmten Wind und Frost zum Teil bizarre Eiskonstruktionen auf.

Und das Winterwetter hält noch eine Weile. Der Deutsche Wetterdienst sagt bis zum Ende der Woche erneut bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und klirrende Kälte mit bis zu minus zehn Grad Celsius voraus.