Vorstoß des Bürgermeisters: Wegen Klimawandels auf CO2-Schleudern verzichten. Unterdessen neuer Störfall im Reaktor Unterweser.

Hamburg. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat sich für eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen. Im NDR-"Hamburg-Journal" sagte von Beust, dann sei es möglich, auf den Bau neuer Kohlekraftwerke zu verzichten. Dies gelte auch für das in Hamburg-Moorburg geplante Steinkohlekraftwerk von Vattenfall.

Mit Blick auf den Klimawandel sagte der Bürgermeister, die Grundfrage sei, wie man Stromlieferungen "ohne oder mit wenig CO2-Ausstoß" sicherstelle. Man müsse die Zeit überbrücken, bis eine Stromversorgung komplett aus regenerativen Energien, zum Beispiel Wind- und Wasserkraft, realisierbar sei. Mit einer längeren Laufzeit von Kernkraftwerken sei es möglich, "für diese Übergangsphase ganz auf neue Kohlekraftwerke zu verzichten". Falls dies "politisch nicht gewünscht" sei, "müssen wir eben weitere Kohlekraftwerke bauen". Von Beust: "Ich sage aber, Kohlekraftwerke nicht auf Deubel komm raus!"

Unterdessen gab es nach der Pannenserie in den Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel einen neuen Störfall. Im Kernkraftwerk Unterweser bei Nordenham (Niedersachsen) wurden bei der jährlichen Revision Probleme am Kühlsystem entdeckt. Im Notfall, so das niedersächsische Umweltministerium, hätte einer der vier Stränge des Systems nicht die geforderte Kühlleistung erbracht. Als Ursache wurde eine fehlerhafte Justierung an der Armatur genannt. Der Betreiber E.on habe die Störung ordnungsgemäß gemeldet und den Fehler umgehend behoben.

Angesichts der Pannenserie in den norddeutschen Atomkraftwerken hat sich die bundesweite Debatte über Atomausstieg und Restlaufzeiten verschärft. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sieht in den zahlreichen Pannen einen weiteren Beleg für die Störanfälligkeit älterer Reaktoren. Sie müssten daher schneller abgeschaltet werden. Vattenfall-Chef Lars-Göran Josefsson beteuerte dagegen im "Spiegel", dass Krümmel und Brunsbüttel "absolut sicher" seien. Nicht die Technik, nur die Kommunikation habe "total versagt".