Pipeline: Von der Bohrinsel Mittelplate wird jetzt unterirdisch Abgepumpt. Das Mittelplate-Konsortium investierte 40 Millionen Euro in eine größere Förderkapazität.

Friedrichskoog. Dickflüssig und dunkelbraun schießt das Erdöl heraus, als Dirk Eggers den Hahn öffnet. Nun steigt der Ölgeruch deutlich in die Nase, während es auf dem Gelände ansonsten nach guter Dithmarscher Landluft riecht. Der Anlagenwart in der Landstation Dieksand in Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) entnimmt eine Probe, die im Labor untersucht werden soll. Routine für den 38jährigen und seine Kollegen. Morgen wird die Routine unterbrochen, denn die 74 Mann starke Belegschaft feiert mit zahlreichen Gästen: Die neue Pipeline zur Förderplattform Mittelplate im Wattenmeer, auf der seit 1987 Öl gefördert wird, geht in Betrieb. Künftig wird das auf der Bohrinsel geförderte Öl nicht mehr mit speziellen Transportschiffen abgeholt, sondern kommt direkt in der Landstation Dieksand an, wird hier aufbereitet, bevor es zur Weiterverarbeitung nach Brunsbüttel gelangt.

Zehn Kilometer zieht sich die unterirdische Rohrleitung dahin, davon 2,5 Kilometer an Land und 7,5 Kilometer bis zu 20 Meter unter dem Meeresgrund. In einem unscheinbaren Klinkerbau, dem Schiebergebäude, treffen sich die seeseitige Leitung und die Pipeline, die an Land in der Erde verlegt wurde.

40 Millionen Euro hat das Mittelplate-Konsortium (bestehend aus RWE Dea als Betriebsführer und der Wintershall AG) für den Bau der Pipeline ausgegeben. "Wir gehen von Erdölreserven in der Größenordnung von 40 Millionen Tonnen aus", sagt Uwe Balasus-Lange, der stellvertretende Betriebsleiter. Bis Mitte Juli wurde die Pipeline im größten deutschen Erdölfeld verlegt. "Zu diesem Zeitpunkt mußten wir aus dem Wattenmeer draußen sein. Das war eine der Auflagen, weil sich dann die Brandgänse mausern", so der 39jährige Bergbauingenieur. "Es ging darum, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten", sagt RWE Dea-Sprecher Derek Mösche. "Wir wissen, daß wir uns in einer sensiblen Region bewegen, in der Schutzzone 1."

Der Pipeline-Bau zog zahlreiche Bauarbeiten an Land nach sich. Vor Inbetriebnahme mußten auch die Anlagen der Landstation entsprechend erweitert werden. Von Dieksand aus wird seit April 2000 mit sieben (bis zu 9,4 Kilometer langen) Bohrungen ebenfalls Öl gefördert - etwa 1,17 Millionen Tonnen im laufenden Jahr. Die Pipeline ist das neue Bindeglied zwischen der Bohrinsel, die sieben Kilometer vor der Küste liegt, und der Landstation. "Wir können die Produktion auf der Mittelplate von bislang etwa 900 000 bis 950 000 Tonnen jährlich auf 1,2 bis 1,6 Millionen Tonnen ausbauen", erklärt Balasus-Lange. Die Fördermenge sei bisher tiden- und wetterbedingt eingeschränkt gewesen, weil das Öl mit Transportschiffen durch das sensible Wattenmeer abgefahren werden mußte. "Ab Windstärke 6 wurde das problematisch, pro Jahr sind etwa 170 Transporte ausgefallen."

Insgesamt investiert das Konsortium 150 Millionen Euro in die Modernisierung. "Die Förderinsel hat einen neuen Inselkran und eine neue Bohranlage bekommen." Damit seien künftig in einem Radius von etwa sechs Kilometern um die Insel Mittelplate herum Bohrungen möglich.