Niedersachsen plant schon weitere Liegeplätze, um noch mehr Containerumschlag zu gewinnen.

Wilhelmshaven. Ein metallisches Stampfen hallt über die Deiche. Wenige Meter entfernt von den grasenden Schafen wühlen sich Bagger durch den Sand. Von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr abends wird auf Deutschlands größter Wasserbaustelle in Wilhelmshaven gearbeitet.

Seit März 2008 entsteht dort der Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port: 300 Bauarbeiter haben seitdem 19 Millionen Kubikmeter Sand aufgespült, 1200 Bohlen und Pfähle für die Verankerung der Kaje in den Boden gerammt. Eine Milliarde Euro lassen sich Niedersachsen und Bremen den Bau kosten.

Der Hafen ist Prestigeobjekt und Trutzburg gegen die Konjunkturkrise zugleich. "Der Handel ist der weltweite Wachstumsmotor. Deshalb wird der Hafen mit Sicherheit gebraucht", sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), als er gestern zum ersten Mal die Großbaustelle besichtigte. Er erwartet, dass der Hafen im Jahr 2011 genau dann fertig werde, wenn die Weltwirtschaft wieder anziehe.

Rösler ließ keinen Zweifel daran, dass Niedersachsen sich langfristig vom "größten Infrastrukturprojekt Norddeutschlands der letzten 50 Jahre" ein schnell wachsendes Stück vom Containerverkehr abschneiden will. Diese Container werden derzeit fast allein über die Häfen Hamburg und Bremerhaven umgeschlagen. Niedersachsen will mehr: Der neue Hafen soll noch größer werden als bisher geplant - und könnte damit Hamburg Umschlag wegnehmen. Rösler bestätigte Ausbaupläne: "Wir arbeiten daran." Konkret geht es dabei um Vorarbeiten für eine zweite Ausbaustufe. Im ersten Bauabschnitt entstehen vier Liegeplätze für die größten Containerschiffe mit einer Fahrwassertiefe von 18 Metern. Dort können dann rund 2,7 Millionen Container im Jahr umgeschlagen werden.

Aber sowohl der Platz an Land wie die Seeseite lassen ganz andere Dimensionen zu. Der Hafen kann bis auf 24 Liegeplätze erweitert werden. Details über Planungsstand und weitere Maßnahmen wollte Wirtschaftsminister Rösler gestern nicht nennen.

Aber der Versuch der Landesregierung, der strukturschwachen Region Wilhelmshaven damit auf die Beine zu helfen, ist nicht ohne finanzielles Risiko. Die Umweltinitiativen vor Ort gehen inzwischen von bis zu 1,8 Milliarden Euro Kosten aus. Und der Baulärm, der weit über Land und Wasser schalle, vertreibe nicht nur die Vögel in den Schutzgebieten, sondern auch die Urlauber. Viele Gäste reisten wieder ab.

Wilhelmshavens Oberbürgermeister Eberhard Menzel (SPD) sieht das anders. Für ihn ist der Baulärm "Musik".