Hannover/Bremen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) freute sich am Freitag demonstrativ über die Entscheidung des Oberverwaltungsgericht Lüneburg: Der 7. Senat hat grünes Licht gegeben für den sofortigen Baubeginn des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven, zwei Eilanträge von Naturschützern und Anwohnern abgeschmettert. Damit bleibt aus Sicht der Landesregierung in Hannover der Wettlauf weiter spannend zwischen Hamburg, das die Elbvertiefung vorantreibt, und Niedersachsen, das sich vom eigenen Tiefwasserhafen Arbeitsplätze, Wertschöpfung und eine nachhaltige Strukturverbesserung für die Küstenregion um Wilhelmshaven erhofft. Ehrgeizige Planung: Ende 2010 soll der Hafen für tiefgehende Containerschiffe mindestens teilweise in Betrieb gehen.

Der Jubel über die Gerichtsentscheidung in Hannover aber kann nicht hinwegtäuschen über den Hauskrach zwischen Bremen und Niedersachsen. Beide Länder sind gleichberechtigte Partner in der Realisierungsgesellschaft für den Tiefwasserhafen, obwohl Niedersachsen 80 Prozent der Kosten trägt, umgerechnet schon für den ersten und wichtigsten Bauabschnitt rund 400 Millionen Euro. Es war Wulff, der in dieser Woche verriet, dass man sogar über einen künftigen Alleingang beim Bau des Hafens nachdenkt. Dass eine so heiße Nachricht lange vertraulich bleiben würde, kann der Medienprofi Wulff nicht geglaubt haben. Weswegen die Vermutung nahe liegt, dass sein Lamento über Bremer Eigenarten, den Bremer Hafenmanager Jürgen Holtermann und eine vielleicht doch noch vorstellbare alternative Kooperation mit Hamburg ein Schuss vor dem Bug der Bremer sein sollte.

Dass der Kampf um den jeweils eigenen Vorteil mit harten Bandagen geführt wird, hat schon der Untersuchungsausschuss in Hannover gezeigt: Als es um die Vergabe des Bauauftrags ging, machte Bremen ungeniert Druck für den Konzern Hochtief. Gestritten wird nicht nur um Einfluss sondern auch ums Geld: Das Firmenkonsortium um die Papenburger Buntegruppe, das letztlich den Zuschlag für den Bau vor Gericht erstritt, fordert nun einen Nachschlag von mindestens 65 Millionen Euro wegen des späten Baubeginns und den gestiegenen Stahlpreisen. Bremen, und hier aus niedersächsischer Sicht immer wieder Holtermann, legt sich quer, will nur einen Bruchteil bezahlen. Bremen kann mit einem späteren Baubeginn leben, weil die eigenen Hafenkapazitäten in Bremerhaven erst gegen 2015 erschöpft sein werden. In Niedersachsen aber ist die Fertigstellung des Projekts aus der Sicht aller Parteien eine Prestigefrage, zudem drohen mindestens millionenschwere EU-Zuschüsse zu verfallen, wenn nicht alles schnell geht.

Zeigen muss sich auch, ob Bremen druckempfindlich ist: Ein Rückzug Niedersachsens aus dem Projekt ist undenkbar aber Bremen hat sein Hauptziel längst erreicht: Betreiber des Hafens wird Eurogate und an diesem Konzern ist die städtische Hafengesellschaft Bremen Ports zu 50 Prozent beteiligt.