Während Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) in Kopenhagen die außerordentliche Bedeutung der Fehmarnbeltquerung für...

Scharbeutz. Während Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) in Kopenhagen die außerordentliche Bedeutung der Fehmarnbeltquerung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und ganz Nordeuropas feiert, zeigt sich in den Ostseebädern der Lübecker Bucht, wie hoch der Preis für diesen Fortschritt sein könnte. Denn die notwendige Hinterlandanbindung für den Schienenverkehr über den Belt soll nach neuesten Plänen der Deutschen Bahn mitten durch die Gemeinden führen. Es wäre das Aus für die "Badewanne der Hamburger".

Geht es nach den vorläufigen Planungen der DB-Projektbau, dann soll die vorhandene eingleisige Trasse zweigleisig ausgebaut werden. Bis zu 220 Züge würden nach ersten Prognosen pro Tag an Hotel- und Gästezimmern vorbeirauschen - 160 Güterzüge, der Rest entfiele auf den Personenfernverkehr. "Die Attraktivität der Orte wäre dahin. Wir bekämen neben Lärm und Feinstaubbelastung auch einen Verkehrsinfarkt", sorgt sich Christian Dwars, Fraktionschef der CDU Scharbeutz.

Heute fährt die Bäderbahn als Nahverkehrs-Bummelzug auf eingleisiger Strecke. 22 Züge pro Tag bringen Touristen und Einheimische zwischen Lübeck, Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf in die Sommerfrische, keine 500 Meter vom Strand entfernt.

Jetzt laufen die Gemeinden Sturm gegen die Bahn. Zumal ihr Vorschlag, eine neue Trasse abseits der Orte parallel zur A 1 zu bauen, samt gemeinsamem Lärmschutz für Straße und Schiene, überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Ab heute ist eine Internetseite freigeschaltet (www.rettetdiebucht. de), auf der der Protest gebündelt werden soll. Außerdem hat die CDU Timmendorfer Strand eine große Unterschriftenaktion gestartet. Denn schon im Mai soll das Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt in Berlin eröffnet werden, bestätigt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis dem Abendblatt.

Kiels neuer Wirtschaftsminister Jörn Biel nimmt die Sorgen der Kommunen sehr ernst. "Ich werde in den nächsten Tagen einen Brief an den Bund schreiben und darum bitten, bei der Planung auch denkbare Alternativen zu prüfen", sagte er dem Abendblatt. Er wolle alles tun, damit zwischen Bund, Bahn und Kommunen vermittelt werde und sie gemeinsam weiterplanen.