In Harrislee bei Flensburg hat am 16. Februar ein Mann Frau und Tochter umgebracht, er selbst überlebte schwer verletzt. Nur drei Tage später tötete...

In Harrislee bei Flensburg hat am 16. Februar ein Mann Frau und Tochter umgebracht, er selbst überlebte schwer verletzt. Nur drei Tage später tötete in Bad Bramstedt ein Mann erst seine Frau und die beiden Kinder, beging dann Selbstmord. Und nun, kaum vier Wochen später, erneut drei Tote bei einem Familiendrama in Hornsen. Professor Helmut Kury, Kriminologe und Psychologe, sagte gestern dem Abendblatt: "Die Zahl der Fälle insgesamt ist unverändert klein." Aber einen Zusammenhang könnte es zwischen den drei Dramen durchaus geben. "Auch hier gibt es Nachahmungstaten", sagt er mit Blick auf die Amokläufe von jungen Männern an den Schulen.

Dass es fast immer Männer sind, die die Familie mit in den Tod reißen, wundert Kury "überhaupt nicht". Ob nun Eifersucht wie im jüngsten Fall zu vermuten oder schwere finanzielle Probleme wie auch in den Fällen Harrislee und Bad Bramstedt: "Männer haben kein Ventil, um mit solchen Belastungen fertig zu werden." Frauen würden sich in vergleichbaren Situationen bei Freundin oder Mutter ausweinen, aber "Männer weinen nicht, sie schweigen, fühlen sich blamiert durch Schulden oder auch dadurch, dass ihnen Hörner aufgesetzt werden". Auch wenn dann solche Taten anschließend wie eine Kurzschlussreaktion wirken, der erfahrene Kriminologe Kury weiß, dass solche Dramen "eine lange Vorgeschichte haben, die in der Affekttat endet".

Männer, daran erinnert Kury nachdrücklich, sind geprägt durch ihre Rolle als Jäger und Kämpfer: "Männer ziehen in den Krieg." Und zur Verteidigung ihrer Rolle als Anführer gehöre es dann eben auch, Schwierigkeiten zu lange zu leugnen: "Ein Mann hat kein Problem." Irgendwann reiche dann aber ein Tropfen, "um das Fass zum Überlaufen zu bringen".