Viele Praxen haben bis Ende März voraussichtlich nur 20 Stunden in der Woche geöffnet. Aber Notfälle sollen versorgt werden.

Bad Segeberg. Trotz der Einigung im Honorarstreit wollen viele Fachärzte in Schleswig-Holstein von Montag an nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Sie werden ihre Praxen bis Ende März nur noch 20 Stunden pro Woche öffnen und so gegen die ihrer Ansicht nach zu geringe Bezahlung protestieren. An der Aktion wollen sich vor allem Augenärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Orthopäden und Chirurgen beteiligen, sagte der Sprecher der Ärztegenossenschaft Schleswig- Holstein, Klaus Bittmann, am Freitag in Bad Segeberg. Die Notfallversorgung werde sichergestellt.

Am Donnerstag hatten Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und der Krankenkassen eine Übergangsregelung zur Honorarverteilung vorgestellt. Bis Mitte des Jahres wollen die mit der Honorarreform besser gestellten Ärzte auf ihre Mehreinnahmen verzichten. Mit diesem Geld sollen die Verluste ihrer Kollegen auf maximal 7,5 Prozent begrenzt werden. Krankenkassen und Politiker forderten danach ein Ende der Ärzteproteste.

Daraus scheint nichts zu werden. "Die befristete Konvergenzlösung ändert nichts an der grundsätzlichen Problematik, sie verschiebt das Problem nur. Es wird nur in einer dünnen Suppe ein wenig herumgerührt, aber die Suppe bleibt dünn", sagte Bittmann. Wie viele niedergelassene Ärzte sich an der Aktion beteiligen werden, lasse sich schwer voraussagen. "Überall dort, wo es starke regionale Netzwerke gibt, wie in Kiel, im Raum Lütjenburg, in Lübeck oder an der Westküste, werden wohl viele Kollegen mitmachen."

Für den Berufsverband der Augenärzte kritisierte der Landesvorsitzende Bernhard Bambas, das Regelleistungsvolumen gerade für Fachärzte sei noch immer viel zu niedrig. "Das ist kein Verteilungsproblem innerhalb der Ärzteschaft, wie Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt behauptet. Das Verteilungssystem für die Honorare ist unzureichend, weil es die regionalen Versorgungsstrukturen und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Praxen nicht berücksichtigt." Bambas geht davon aus, dass sich rund zwei Drittel der 170 praktizierenden Augenärzte in Schleswig-Holstein an dem "Bummelstreik" beteiligen werden.

Die Arbeiterwohlfahrt hat eine Telefonhotline für Patienten eingerichtet. Dort können sich gesetzlich Versicherte beschweren, wenn ihr Arzt ihnen unter Hinweis auf die neue Honorarordnung Behandlungen verweigert oder dafür Barzahlung verlangt. Die Hotline ist unter der kostenlosen Rufnummer 0800-5887958 zu erreichen.