Minister-Entscheidung für Standort in der Heide ist gefallen. Aber Lüneburg will das Projekt noch gerichtlich stoppen.

Hannover/Soltau. 6,5 Millionen Menschen leben im Städtedreieck Hamburg-Bremen-Hannover, und mit Blick auf die Metropolen hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) gestern grünes Licht gegeben für den Bau eines Factory Outlet Centers (FOC) in Soltau an der A 7.

Auf knapp 10 000 Quadratmetern kann in der Lüneburger Heide und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Touristenattraktionen wie Heidepark, Snow Dome, Kartcenter, Centerpark und Soltau-Therme das Center entstehen, der Investor steht bereit. Aus den drei Großstädten ist das FOC in deutlich unter einer Stunde per Auto erreichbar. Erwartet werden mehr als eine Million Besucher jährlich in dem Verkaufszentrum für internationale Markenbekleidung.

Von einem neuen Highlight für die Tourismusregion Lüneburger Heide sprach gestern Minister Ehlen, in dessen Ressort die Verantwortung für die Landesplanung und Raumordnung liegt. Und der Soltauer Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf schwärmte vor allem, dass es in der Urlaubsregion jetzt ein Angebot gibt, das anders als die Ferienparks das ganze Jahr Besucher anlockt.

Verlierer sind Bispingen und Bad Fallingbostel, die sich auch um das Projekt beworben hatten, aber nach Einschätzung von Ruhkopf die Entscheidung akzeptieren und auf den Klageweg verzichten werden.

Als Verlierer fühlen sich aber auch die benachbarten Ober- und Mittelzentren von Lüneburg über Uelzen, Verden, Nienburg und Munster bis Celle. Sie fürchten massive Umsatzrückgänge und eine Verödung ihrer Innenstädte. Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge warnte gestern, die Entscheidung für ein FOC schade der Region und werde Arbeitsplätze kosten. Wenn irgend möglich, werde Lüneburg gerichtlich versuchen, das Projekt noch zu stoppen. Es ist aus Mädges Sicht auch "ökologischer Schwachsinn", weil es für massenhaften neuen Autoverkehr sorge.

Auf der anderen Seite stehen 480 neue Arbeitsplätze und mit der Mutschlergruppe ein fachkundiger Investor, der 80 Millionen Euro in das Projekt stecken will. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau begonnen und 2010 Eröffnung gefeiert werden.

Unter dem Eindruck der Proteste der umliegenden Städte hat die Landesplanung für die Ansiedlung strenge Auflagen gemacht. Die Verkaufsfläche darf 9900 Quadratmeter nicht überschreiten, mindestens 7000 Quadratmeter müssen davon für Bekleidung und Schuhe vorgesehen werden. Regelmäßig will das Land kontrollieren, ob das FOC tatsächlich vor allem Markenartikel anbietet, die aus auslaufenden Produktionen stammen.

Die niedersächsischen Grünen warnten gestern, mit der Entscheidung habe Minister Ehlen einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen. Jetzt könnten andere Kommunen Erfolg versprechend auf Genehmigung eines eigenen FOC klagen mit negativen Folgen für die Innenstädte.