LÜNEBURG. Frust in Lüneburg: Nachdem die niedersächsische Landesregierung angekündigt hat, ein sogenanntes Factory Outlet Center versuchsweise in Bispingen zu erlauben, will die Stadt wie vor fünf Jahren per Gericht gegen die Pläne vorgehen. Sogar die Industrie- und Handelskammer äußert sich jetzt kritisch, sie hatte bislang auf Wettbewerb gesetzt.
"Total enttäuscht" zeigte sich Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) auf Nachfrage der Harburger Rundschau. Die Lokalgrößen aus Soltau-Fallingbostel, Friedrich-Otto Ripke (CDU) und Dieter Möhrmann (SPD), hätten sich durchgesetzt, ärgert er sich. Nahrstedt will einen Fabrikverkauf statt an der Autobahn in der Innenstadt sehen, auch in Lüneburg: "Der Kundenkreis eines Outlet-Stores spricht viel eher unsere Innenstädte an als Orte wie Bispingen."
Von einem Verkaufszentrum innerhalb Lüneburgs allerdings will Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) nichts wissen: "Es gibt einen Ratsbeschluss, dass wir weder ein ECE noch ein FOC haben wollen." Mädge ist sauer, dass Niedersachsen sich nicht mehr an die Absprachen mit Hamburg und Schleswig-Holstein hält und fragt sich: "Wollen die jetzt drei Jahre die Innenstädte kaputt machen, um sie dann wieder mit Programmen wie ,Ab durch die Mitte' oder der neuen ,Belebung der Innenstädte' mit Millionen aufrüsten?" Er kritisiert angesichts der Klimadebatte außerdem die Lage an einer Autobahn und nicht an einer Bahnlinie und erinnert daran, dass Christian Wulff (CDU) "vor seiner Wahl noch massiv gegen solche Pläne gewettert hatte".
Mädge glaubt nicht an einen bloßen Versuch: "Wenn das ein Experiment für drei Jahre sein soll - dann ist man entweder naiv oder man verdummt die Leute." Schließlich könne man einem Investor nach dieser Zeit nicht einfach "April, April" sagen.
Das denkt auch Wolfram Klein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg. "Dieses Konzept ist etwas völlig anderes als vorher geplant. Auf einmal soll es ein Einzelprojekt mit Wettbewerbsschutz sein." Es sei auch keine Rede mehr von klaren Kriterien, die einzuhalten seien. "Da haben wir erhebliche Bedenken."