Borkum. Schutzgemeinschaft Nordseeküste fürchtet Industrialisierung der See – und neben Folgen für die Natur auch Gefahren für die Schifffahrt.

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) fürchtet angesichts der Pläne zur Erdgasförderung vor Borkum eine zunehmende Industrialisierung auf See. Neben möglichen Folgen für die Natur des Wattenmeeres sieht der Umweltschutzverband durch weitere Industrieanlagen auch eine Gefahr für die Schifffahrt. Durch Windparks und Förderanlagen würden auch Schifffahrtsstraßen zunehmend eingeengt, teilte die Schutzgemeinschaft mit.

Dadurch bestehe die Gefahr von Unfällen, die auch das Wattenmeer treffen könnten. Dass es diese Gefahr gebe, sei erst im Januar deutlich geworden, als der Frachter „Julietta D“ vor der niederländischen Küste bei Ijmuiden nach einer Havarie in einen Offshore-Windpark trieb.

Industrialisierung der Nordsee? Erdgasförderung stößt auf Kritik

„Es ist einfach an der Zeit nachhaltig umzudenken und nach wirklichen Lösungen zu suchen“, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft und Bürgermeister von Varel (SPD; Kreis Friesland), Gerd-Christian Wagner. Es ergebe keinen Sinn trotz Klimaveränderungen weiter auf fossile Energien zu setzen. Laut der SDN sind Konzepte zur Energieeinsparung und einem Ausbau erneuerbarer Energien nötig. In der Schutzgemeinschaft sind eigenen Angaben zufolge rund 200 Mitglieder, etwa Kommunen, Naturschutzvereine und Verbände zusammengeschlossen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und der Vorstandschef des niederländischen Unternehmens One-Dyas, Chris de Ruyter van Steveninck, wollen an diesem Mittwoch in Hannover über das Gasförder-Vorhaben in der Nordsee informieren. In den vergangenen Wochen hatten Gespräche dazu zwischen dem Unternehmen und der Landesregierung stattgefunden.

Nordsee: Kritik an Erdgasförderung bei Borkum

One-Dyas plant, Erdgas aus einem 2017 entdeckten Feld zwischen den Inseln Schiermonnikoog (Niederlande) und Borkum zu fördern und dafür eine Plattform auf See zu errichten. Das Gebiet liegt nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die rot-schwarze Landesregierung hatte sich im vergangenen Sommer zunächst gegen das Vorhaben positioniert.

Angesichts der Unsicherheiten bei der Energieversorgung durch den Krieg in der Ukraine rückte sie von dieser Position ab und sprach sich für eine Neubewertung aus. Umweltverbände, die grüne Landtagsopposition und angrenzende Nordseeinseln fürchten Umweltschäden durch das Vorhaben.