Hannover. WWF und Nabu fordern mehr Transparenz und besseren Herdenschutz für gefährdete Weidetiere. Kritik an der neuen Wolfsverordnung.
Naturschützer in Niedersachsen üben scharfe Kritik am Umgang des Landes mit den Tieren und sprechen von "geheimer Wolfshatz". Das Wolfsmanagement sei intransparent und artenschutzrechtlich fragwürdig, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von WWF Deutschland und Nabu. Derzeit wisse niemand, wie viele und welche Wölfe auf den geheimen Abschusslisten der Landesregierung stehen. Informationen über sogenannte „Ausnahmegenehmigungen vom strengen Schutz“ würden nur unvollständig herausgegeben und Auskunft über die betroffenen Landkreise und einzelne Wölfe verweigert.
Derzeit gibt es in Niedersachsen 350 Wölfe
Das Umweltministerium gibt nach eigenen Angaben keine näheren Informationen, weil in der Vergangenheit bereits in sozialen Medien zu Störaktionen gegen Wolfsentnahmen aufgerufen worden sei. Zudem habe es persönliche Bedrohungen gegeben.
Laut dem Portal wolfsmonitoring.com des Wildtiermanagements Niedersachsen gibt es in dem Bundesland zurzeit 35 Rudel und zwei Wolfspaare. Die Gesamtzahl wird derzeit auf 350 Tiere geschätzt. Mit offizieller Genehmigung geschossen wurde in Niedersachsen erst ein Wolf, nämlich im Frühjahr 2016. Das Tier war zuvor Menschen zu nahe gekommen. Die Jagd nach dem sogenannten Rodewalder Rüden, der in seinem Revier rund 45 Kilometer nördlich von Hannover Rinder und Ponys riss, blieb bislang erfolglos.
Gerichtliche Schritte bereits vorgesehen
Die Naturschützer fordern, die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen endlich zu beschleunigen und eine angemessene Prämie für die Weidetierhaltung selbst umzusetzen. um deren Leistungen für Landschaftspflege und Naturschutz angemessen zu honorieren.
Auch gerichtliche Schritte sind bereits vorgesehen. So will der WWF juristisch prüfen lassen, inwieweit das Land Niedersachsen zu mehr Transparenz gezwungen werden kann. Der Nabu hat bereits eine Beschwerde bei der EU gegen die neue Wolfsverordnung Niedersachsens eingelegt.
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Neue Wolfsverordnung wurde im November 2020 erlassen
Diese Verordnung wurde vom Niedersächsischen Umweltministerium erarbeitet und Ende November 2020 erlassen. „Management beim Wolf bedeutet natürlich Prävention durch Herdenschutz, aber am Ende auch die Wolfsentnahme, wenn dies nicht ausreicht“, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. „Ein Wolf, der ungeschützte Tiere reißt, wird alleine deswegen nicht entnommen. Weitere Faktoren müssen hinzukommen, bevor das letzte Mittel greift. Ganz wichtig: Die neue Verordnung nimmt damit nicht nur den Wolf in den Fokus. Wir behalten zugleich die vielen anderen seltenen und geschützten Arten in Niedersachsen im Blick, die auf offene Landschaften angewiesen sind.“
Kern der Verordnung ist laut Umweltministerium die Regelung der in Niedersachsen zumutbaren Herdenschutzmaßnahmen. Denn bisherige pauschale Empfehlungen von 120 Zentimeter hohen Schutzelektrozäunen gegen Wölfe seien nicht in allen Fällen – zum Beispiel am Deich oder in der Heide – geeignet und zumutbar. Dem trage die Verordnung Rechnung, indem die Zumutbarkeit den Gegebenheiten in Niedersachsen angepasst werde.
Das ist einer der Punkte, gegen den der Nabu bei der EU Beschwerde eingelegt hat, er erklärt dazu: "Hierfür gibt es keine tragfähige rechtliche Grundlage. Auch an Deichen lassen sich zumutbare Herdenschutzmaßnahmen durchführen".