Cloppenburg/Kiel. Blockaden in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wegen Niedrigpreisen – auch Hamburg und Kreis Harburg auf Liste der Landwirte.
Hunderte von Landwirten haben am Dienstag ihre Proteste gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels fortgesetzt. Dabei kam es zu einem Unfall, als eine 17 Jahre alte Traktorfahrerin aus noch ungeklärter Ursache in Emstek mit ihrem Trecker umstürzte und sich schwer verletzte, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.
Am Dienstagmorgen blockierten in Cloppenburg nach Polizeiangaben rund 100 Traktoren die Zufahrt zu einem Zentrallager des Discounters Lidl. Im benachbarten Emstek beteiligten sich den Angaben zufolge 20 Traktoren an der Blockadeaktion. Auch in Rade (Kreis Harburg) und in Schwanewede blockierten Landwirte zumindest zeitweise die Zufahrt zu Lidl-Lagern. Blockaden gab es auch in Westerkappeln (Kreis Steinfurt/NRW) nahe der niedersächsischen Grenze.
Lidl-Blockade Auftakt zu möglicher Protestreihe gegen Dumpingpreise
Zumindest in Cloppenburg solle die Blockade weitergehen, sagte der Sprecher der Bauern-Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen, Anthony Lee. Die Forderung sei, dass der Chef der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Klaus Gehrig, nach Cloppenburg komme. Lidl hatte am Montagabend prinzipielle Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das seien nur „leere Versprechungen und Phrasen“, sagte Lee dazu. Gehrig solle mit den Landwirten „auf Augenhöhe“ reden.
Inzwischen bereite sich die Polizei allerdings auch darauf vor, die Blockadeaktion zu beenden, sagte ein Polizeisprecher: „Wir haben gestern den Diaolg und den Konsens gesucht, das scheint nicht geklappt zu haben. Wir sind dabei, eine ständige Rechtsgüterabwägung zu machen, und mit steigender Dauer kippt die natürlich nicht zugunsten der Versammlungsteilnehmer
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Auch in Kiel haben Landwirte protestiert. Bis etwa 23 Uhr dauerte die Aktion am Montagabend an, wie die Polizei am Dienstagmorgen mitteilte. Ungefähr 100 Personen hätten an der Demonstration teilgenommen, 70 Traktoren seien vor Ort gewesen. Auch in Rostock kam es in der Nacht zu Dienstag zu einer unangemeldeten Demonstration von Landwirten.
Rewe und Edeka sollen ebenfalls blockiert werden
Ein Sprecher von Lidl teilte am Montagabend mit, weiterhin zu Gesprächen mit den Landwirten bereit zu sein. „Um dem Anliegen der gesamten Landwirtschaft am ehesten gerecht zu werden, brauchen wir einen sektorweiten Dialog, der mit allen Verhandlungspartnern entlang der Lieferkette geführt wird“, hieß es. Die protestierenden Bauern müssten für Gespräche Vertreter benennen. Lidl sehe sich als starker Partner der deutschen Landwirtschaft und exportiere deutsche Produkte in mehr als 30 Länder. Um den derzeitigen Überhang bei Schweinefleisch zu regulieren, solle es Sondervermarktungen geben. „Für diese Tiere sollen die Landwirte einen finanziellen Ausgleich und damit den marktüblichen Preis erhalten.“
Nach Angaben von „Land schafft Verbindung“ sollen die Proteste auch am Donnerstag in Hamburg bei Edeka fortgesetzt werden.