Hannover. Der Kultusminister kündigt an, Prüfungen abzusagen, sollte der neue Fahrplan nicht eingehalten werden. Bildungscloud startet.

Das Bundesland Niedersachsen hat einen neuen Fahrplan für die Abiturprüfungen 2020 festgelegt. Demnach werden die Abiturprüfungen rund drei Wochen nach hinten verschoben, wie das Niedersächsische Kultusministerium am Freitag mitteilte. "Mit dem neuen Fahrplan reagieren wir auf die Unsicherheit durch die weitere Entwicklung beim Coronavirus einerseits und geben den Schulen, Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern andererseits Planungssicherheit", sagte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).

Sollte auch der neue Fahrplan nicht eingehalten werden können, werden die Prüfungen ersatzlos abgesagt, sagte Tonne weiter. Das Abitur würde dann auf Basis der Noten in den vier zurückliegenden Schulhalbjahren erteilt. "Auch die Sek I-Abschlüsse würden ohne Abschlussprüfungen auf Grundlage der vorliegenden Leistungen vergeben. Weitere Verschiebungen sind für mich kein gangbarer Weg."

Corona-Krise: Unterricht für Abiturienten beginnt erst am 20 April

Der erste Haupttermin für die schriftliche Prüfung soll der 11. Mai (Fach Geschichte) sein, die letzte Klausur soll am 30. Mai im Fach Latein geschrieben werden. Als letzten mündlichen Nachprüfungstermin nannte das Kultusministerium den 8. Juli. Die Abiturzeugnisse sollen die Schüler vom 9. bis 10. Juli erthalten. Ursprünglich sollte die erste Klausur am 20. April geschrieben werden.

Mit der Verschiebung wird zudem geregelt, dass der Unterricht für die Abiturienten nicht am 15. April, sondern auch erst am 20. April beginnt – das Datum, an dem die Schulschließungen enden sollen. "Ob dieser Zeitplan der Schließungen gehalten wird, wird zu Beginn der 16. Kalenderwoche auf Grundlage einer Lagebeurteilung durch die Niedersächsische Landesregierung entschieden und mitgeteilt", heißt es vonseiten des Kultusministeriums.

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Abi-Prüfungen nur, wenn Gesundheitsschutz gesichert ist

Auch die Abschlussprüfungen des Sekundarbereiches I werden verschoben. Betroffen sind die Prüfungen zum Erwerb des Förderschulabschlusses Lernen, des Hauptschulabschlusses, des Realschulabschlusses und des Erweiterten Sekundarabschlusses I. Konkret geht es um die Arbeiten in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik. "Die schriftlichen Abschlussprüfungen sollen vom 20. bis 28. Mai stattfinden", teilte das Ministerum mit. "Der Zeitraum für die mündlichen Prüfungen wird auch hier verlängert, um den Schulen mehr Flexibilität in der Organisation und Durchführung zu geben."

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne betonte, dass er es für den richtigen Weg halte, "zunächst alle Anstrengungen zu unternehmen, damit die Prüfungen stattfinden können, diese aber auf jeden Fall zeitlich zu schieben". Prüfungen könnten nur unter den Bedingungen stattfinden, dass der Gesundheits- und Infektionsschutz gesichert und eine angemessene Prüfungsvorbereitung gewährleistet seien.

Verband Niedersächsischer Lehrkräfte begrüßt Verschiebung der Abi-Prüfungen

Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR, hält die Verschiebung der Abiturprüfungen für richtig. "Oberste Priorität muss auf alle Fälle der Schutz sowohl der Schülerinnen und Schüler als auch der Lehrkräfte vor Ansteckung haben", sagte Neumann am Freitag. Sie dürften keinerlei gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden. "Der Wert der einzelnen Abschlüsse muss bewahrt bleiben. Daher sollte der Verzicht auf Abschlussprüfungen weiterhin die allerletzte Möglichkeit sein. Grundsätzlich sollte auch im Schulbereich nach dem Prinzip „in dubio pro reo“, im Zweifel für den Angeklagten, hier Schüler, verfahren werden.“

Bildungscloud startet nach den Osterferien

Ebenfalls am Freitag verkündete das Kultusministerium, dass nach den Osterferien die Niedersächsische Bildungscloud (NBC) starte. „Mit dem virtuellen Klassenzimmer schaffen wir eine ausgezeichnete Chance, Fernunterricht zu ermöglichen“, sagte Zonne. Der bestehende Prototyp werde ab Mai 2020 allen Schulen in Niedersachsen angeboten. „Mit der kurzfristigen Einführung der Bildungscloud reagieren wir schnell auf die andauernde herausfordernde Situation durch die Corona-Pandemie. Als virtuelles Klassenzimmer bietet die Cloud gerade in dieser Zeit eine ausgezeichnete Chance, digitales Lernen und Arbeiten zu ermöglichen“, betonte der Kultusminister.

Diese Funktionen hat die Niedersächsische Bildungscloud:

  • das Einrichten von Lerngruppen und Teams (SuS, Lehrkräfte)
  • ein online verfügbarer Stundenplan
  • das Einrichten von Dateiordnern und die Ablage von lerngruppeneigenen Dateien in der Cloud
  • das synchrone oder auch asynchrone und gemeinsame Arbeiten an Dateien
  • das Verwalten von Aufgaben und Arbeitsblättern
  • Kommunikation mit Schüler/-innen über einen lerngruppenbezogenen Messenger

Nach Ansicht von Tonne werde es notwendig sein, den Schülern in Zeiten der Schulschließungen altersgerechte Lernangebote auch digital zur Verfügung zu stellen und sie beim häuslichen Lernen bestmöglich durch die Lehrer. „Mit der vorgezogenen Einführung bieten wir Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern ein geeignetes Instrument, Unterricht weiter stattfinden zu lassen“, sagte der SPD-Politiker. Die Bildungscloud soll Anfang Mai starten.