Hamburg. Abi-Jahrgang am Gymnasium Hoheluft schreibt offenen Brief an Schulsenator Rabe. Schleswig-Holstein sagt die Prüfungen ab.

In einem offenen Brief an Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) fordert der Abiturjahrgang zwölf am Gymnasium Hoheluft den Senator auf, angesichts der Coronakrise die Abiturprüfungen in diesem Jahr abzusagen. Die Gefahr, sich bei den Prüfungen in den Schulen oder auf dem Weg dorthin, mit Corona zu infizieren, sei zu hoch.

Über Ihre Ankündigung, die Abiturklausuren sollten trotz der momentanen Ausnahme- und Gefahrensituation geschrieben werden, sind wir als Abiturjahrgang 12 am Gymnasium Hoheluft entsetzt. Der Kontakt mit möglichen infizierten Personen und/oder Personen, die Kontakt zu infizierten Personen hatten, wäre unausweichlich“, heißt es in dem Schreiben.

Noten aus Vorabiturklausuren als Ersatz?

Die Abiturienten fordern stattdessen, die schriftlichen Vorabiturklausuren als Ersatz werten zu lassen. „Geben Sie zudem die Möglichkeit, eine bereits in dem mündlichen Prüfungsfach gehaltene Präsentationsleistung als Präsentationsprüfung werten zu lassen“, so der Vorschlag.

Schüler, die keine Vorabiturklausuren oder Präsentationsleistungen geschrieben haben, oder diese nicht wie vorgeschlagen werten lassen möchten, müssten alternativ die Möglichkeit erhalten, den Durchschnitt der 32 bis 40 Semesterergebnisse werten zu lassen. Auch sollte es für die Schüler, die ihre Gesamtnote verbessern wollen, möglich sein, später risikofrei Abiturklausuren zu schreiben oder eine mündliche Präsentation per Videokonferenz zu halten.

Schulbehörde will Abiturprüfungen stattfinden lassen

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat dazu in der Landespressekonferenz gesagt, dass es die Tendenz gebe, die Abiprüfungen stattfinden zu lassen, schon um keine Probleme mit dem nächsten Hochschulsemester zu bekommen. Die Schulbehörde plant, die Abiturprüfungen stattfinden zu lassen – unter hygienisch sicheren Bedingungen.

Bei der Onlinepetition www.change.org/p/peter-tschentscher-abi-2020-umdenken haben bis gestern Mittag mehr als 74.700 Menschen unterzeichnet.

Schleswig-Holstein will Abiprüfungen absagen

Dagegen plant Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) wegen der Corona-Pandemie eine Absage aller Schulabschluss-Prüfungen einschließlich jener für das Abitur. „In der derzeitigen Situation und der besonderen Herausforderung nicht nur für unser Schulsystem, sondern auch jeden Einzelnen von uns, halte ich diese Entscheidung für geboten“, sagte Prien am Dienstag. Sie werde dem Kabinett für die Beratungen am Mittwoch einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen.

Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein.
Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein. © dpa

Mitte März wurde der Unterricht an den Schulen im Land eingestellt. Wann und wie der Unterricht wieder aufgenommen werden könne, sei noch nicht absehbar. „Seit zwei Wochen beraten wir uns, wie wir in diesem Jahr faire und gerechte Abschlussprüfungen unter den gegebenen Umständen ermöglichen können“, sagt Prien. Die Abiturprüfungen müssten direkt nach den Osterferien beginnen. „Dies erscheint derzeit unrealistisch.“

SPD in Schleswig-Holstein ist gegen Absage

Die Schüler im Norden sollen nach Priens Plänen zum Ende des Schuljahres stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten erhalten. „Ich werde daher in der Kultusministerkonferenz vorschlagen, dass wir keine Abiturprüfungen mehr abnehmen, sondern das Abitur und seine Note anhand der bisher erbrachten Leistungen bewerten“, sagte Prien.

Die oppositionelle SPD hat sich bereits gegen einen Ausfall der Prüfungen im nördlichsten Bundesland ausgesprochen. „Auch wenn es im Mai keinen Eurovision Song Contest gibt, muss die Punktevergabe an den Schulen möglich sein“, sagte der SPD-Bildungspolitiker Kai Vogel am Dienstag.