Wolfenbüttel. Trotz der ermittelten Schäden hält der Betreiber des Atommüllendlagers an dessen Räumung fest.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) will trotz teilweise erheblicher Schäden in einer Einlagerungskammer an der Räumung des maroden Atommülllagers Asse bei Wolfenbüttel festhalten. Die bisherigen Ergebnisse von Bohrungen in die unterirdische Kammer 7 des früheren Salzbergwerks stünden einer Rückholung der Fässer nicht entgegen, teilte die BGE am Wochenende in Salzgitter mit.
Der Asse-Betreiber hat die betreffende Kammer im Rahmen einer sogenannten Faktenerhebung bislang siebenmal angebohrt. In dem Hohlraum in 750 Metern Tiefe lagern mehrere Tausend Fässer mit radioaktiven Abfällen. Vor wenigen Wochen gelang es der BGE erstmals, durch ein Bohrloch eine Kamera einzuführen und Teile der Kammer zu filmen.
«Die Decke der Einlagerungskammer weist einen hohen Schädigungsgrad auf», berichtete eine Sprecherin der bundeseigenen Gesellschaft. Es seien Risse und aufgelockerte Bereiche nachgewiesen worden. Zudem sei eine Zwischendecke durch den Gebirgsdruck «gestaucht». Filmaufnahmen zeigten, dass die Fässer «ungeordnet gelagert» seien und «teilweise Schädigungen» aufwiesen.
Radioaktive Gase wurden nachgewiesen
Sonden maßen in der Kammer 7 eine Konzentration des radioaktiven Gases Radon von rund 45.000 Becquerel pro Kubikmeter. Krypton wurde mit einer Aktivität von rund 70.000 Becquerel pro Kubikmeter gemessen. Die Einheit Becquerel gibt die Anzahl radioaktiver Zerfälle in einer Sekunde an. «Diese Werte wurden für Einlagerungskammern in der Asse erwartet und stellen somit die Rückholung nicht infrage», sagte die BGE-Sprecherin.
Die Probebohrungen in Kammer 7 hatten bereits 2012 begonnen. Zunächst waren diese Arbeiten kaum vorangekommen. Insbesondere eine Bitumen-Schicht in der Mitte der rund 20 Meter dicken Verschlussmauer bereitete dem Bohrteam Probleme: Das zähflüssige Erdpech drohte den Bohrkopf zu verschmieren sowie Kameras und Messsonden zu verkleben.
Eine spätere Bohrung verfehlte den angepeilten Hohlraum an der Kammerdecke. Alte Aufzeichnungen erwiesen sich als falsch, zudem hatte sich das Salzgestein verschoben. Das ganze Bergwerk gilt als instabil und droht voll Wasser zu laufen. Bereits jetzt fließen täglich etwa zwölf Kubikmeter Lauge in die Asse. Insgesamt wurden rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktiven Abfällen in dem ehemaligen Bergwerk eingelagert.