Bis zum frühen Nachmittag hatten sich in Schleswig-Holstein 27,9 Prozent der Stimmberechtigten an der Europawahl beteiligt. Auch in Niedersachsen gaben deutlich mehr Menschen ihre Stimme ab als 2009.

Hannover/Kiel. Bei der Europawahl zeichnet sich in Schleswig-Holstein eine gute Beteiligung ab. Bis 14.00 Uhr warfen nach Angaben der Wahlleitung 27,9 Prozent der Berechtigten ihre Stimmzettel in die Urnen. Die Zahlen ließen ein Stück weit hoffen, sagte Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler, dass dieses Jahr mehr Menschen ihr Kreuzchen auf dem rund 74 Zentimeter langen Stimmzettel machten als 2009. Bei der Wahl vor fünf Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt 19,4 Prozent.

Die Wahllokale sind noch bis 18.00 Uhr geöffnet. In Schleswig-Holstein sind diesmal 2,26 Millionen Menschen stimmberechtigt und damit mehr als je zuvor. Vor der Wahl hatten Politiker aller Parteien dazu aufgerufen, der Abstimmung nicht fernzubleiben. 2009 beteiligten sich im nördlichsten Bundesland nur 36,8 Prozent der Berechtigten an der Wahl. Von den 751 EU-Abgeordneten stellt Deutschland 96. Wie viele Schleswig-Holsteiner im neuen Parlament vertreten sein werden, ist noch offen.

Beste Chancen, wiedergewählt zu werden, haben mit sehr aussichtsreichen Listenplätzen CDU-Spitzenkandidat Reimer Böge (62) und die SPD-Politikerin Ulrike Rodust (64). Britta Reimers (42) von der FDP kann ihren Parlamentssitz nur verteidigen, wenn ihre Partei deutlich besser abschneidet, als es die Umfragen erwarten lassen. Im Falle eines Erfolges der eurokritischen Alternative für Deutschland hätte auch deren Landesvorsitzende Ulrike Trebesius (44) eine Chance. Bei der Wahl möchte die CDU ihren klaren Spitzenplatz behaupten. 2009 hatte sie mit 37,9 Prozent die SPD deutlich distanziert, obwohl sie 9,1 Prozentpunkte verlor.

Die Sozialdemokraten holten damals mit 24,6 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten. Die Bundespartei erreichte sogar nur 20,8 Prozent. Die Grünen würden sich freuen, wenn sie ihr Ergebnis von 2009 wiederholen könnten. Damals schafften sie 13,5 Prozent. Für die FDP stimmten vor fünf Jahren 12,7 Prozent der Wähler im Norden. Ein solches Ergebnis ist für die Liberalen im Jahr nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag außer Reichweite. Eine Schätzung des Landesergebnisses wurde für etwa 19.30 Uhr erwartet.

Mehr Menschen geben Stimme für Europa ab

An der Wahl zum Europaparlament haben sich bis zum späten Nachmittag in Niedersachsen und Bremen deutlich mehr Menschen beteiligt als 2009. Rund zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale lag die Wahlbeteiligung in Niedersachsen bei 40,1 Prozent. Zur Europawahl vor fünf Jahren waren es zur gleichen Zeit fast acht Prozent weniger, teilte ein Sprecher der Landeswahlleitung in Hannover mit.

Auch im Land Bremen stieg das Interesse. Dort machten bis zum späten Nachmittag 27,9 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuz auf dem Wahlzettel, 2009 waren es 26,5 Prozent. In 215 Kommunen werden in Niedersachsen an diesem Sonntag auch Bürgermeister und Landräte gewählt. Bereits drei Stunden nach Öffnung der Wahllokale hatte es in Niedersachsen einen ersten positiven Trend gegeben. Am Mittag lag die Wahlbeteiligung bereits bei 22,4 Prozent, 2009 waren es nur 15,3 Prozent. Im Land Bremen waren es zu diesem Zeitpunkt 13,7 Prozent - 3,3 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Knapp 6,8 Millionen Menschen sind in Niedersachsen und Bremen zur Stimmabgabe aufgerufen.

Um einen Sitz im Europaparlament bewerben sich in Niedersachsen 78 Kandidaten, zum ersten Mal ist die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Bernd Lucke dabei. Zehn Abgeordnete aus Niedersachsen waren in der auslaufenden Legislaturperiode in das Europaparlament eingezogen – vier von der CDU, je zwei von der SPD und den Grünen sowie je einer von der FDP und den Linken. Bei dieser Wahl gibt es keine Prozenthürde mehr. Das Endergebnis der Europawahl darf nicht vor 23 Uhr veröffentlicht werden, weil erst dann die Wahllokale in Italien schließen.

Stärkste Kraft war bei der Europawahl 2009 in Niedersachsen mit 39,2 Prozent die CDU geworden. Die SPD erhielt 27,3 Prozent, die Grünen kamen auf 12,5 Prozent, die FDP auf 10,2 und die Linke auf 4,0. Die Wahlbeteiligung in Niedersachsen lag damals bei 40,5 Prozent. Der erste Prominente, der in Niedersachsen bei blauem Himmel seine Stimme für Europa abgab, war am Sonntag der SPD-Bundesvorsitzende, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Er wählte in dem zu Goslar gehörenden Dorf Hahndorf, und war mit Frau und Kind gekommen. Auch der CDU-Spitzenkandidat für Deutschland, David McAllister, kam in Bad Bederkesa mit seiner Frau Dunja zum Wählen, die Grüne Europa-Frontfrau Rebecca Harms wurde zur Wahl im Gemeindehaus Waddeweitz im Wendland von ihrem Mann begleitet. Alle drei Kandidaten begrüßten anwesende Wähler mit Handschlag.