Bis zehn Uhr hatten sieben Prozent der Bevölkerung in Niedersachsen ihre Stimme abgegeben, mehr als bei der Landtagswahl. In Schleswig-Holstein stimmten bereits 14 Prozent der Wahlberechtigten ab.
Hannover. An der Wahl zum Europaparlament haben sich bis zum Mittag in Niedersachsen und Bremen deutlich mehr Menschen beteiligt als 2009. Rund vier Stunden nach Öffnung der Wahllokale lag die Wahlbeteiligung in Niedersachsen bei 22,4 Prozent, zur Europawahl vor fünf Jahren waren es zur gleichen Zeit nur 15,3 Prozent, teilte ein Sprecher der Landeswahlleitung in Hannover mit. Auch im Land Bremen stieg das Interesse. Die Wahlbeteiligung lag am Mittag bei 13,7 Prozent, das sind 3,3 Prozent mehr als 2009. In 215 Kommunen werden in Niedersachsen an diesem Sonntag auch Bürgermeister und Landräte gewählt.
Bereits drei Stunden nach Öffnung der Wahllokale waren in Niedersachsen mehr Menschen an die Wahlurne gegangen als bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr. Vergleichszahlen zur Europawahl 2009 gab es da noch nicht. Damals seien um 10 Uhr noch keine Zahlen erhoben worden waren, sagte der Sprecher. Auch in Bremen hatte es am Vormittag noch keine Zahlen zur Wahlbeteiligung gegeben.
Knapp 6,8 Millionen Menschen sind in Niedersachsen und Bremen zur Stimmabgabe aufgerufen. Um einen Sitz im Europaparlament bewerben sich in Niedersachsen 78 Kandidaten, zum ersten Mal ist die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Bernd Lucke dabei. Zehn Abgeordnete aus Niedersachsen waren in der auslaufenden Legislaturperiode in das Europaparlament eingezogen – vier von der CDU, je zwei von der SPD und den Grünen sowie je einer von der FDP und den Linken. Bei dieser Wahl gibt es keine Prozenthürde mehr. Das Endergebnis der Europawahl darf nicht vor 23 Uhr veröffentlicht werden, weil erst dann die Wahllokale in Italien schließen.
2009 gewann die CDU die Europawahl in Niedersachsen mit 39,2 Prozent. Die SPD erhielt 27,3 Prozent, die Grünen kamen auf 12,5 Prozent, die FDP auf 10,2 und die Linke auf 4,0. Die Wahlbeteiligung in Niedersachsen lag bei 40,5 Prozent.
Der erste Prominente, der in Niedersachsen bei blauem Himmel seine Stimme für Europa abgab, war am Sonntag der SPD-Bundesvorsitzende, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Er wählte in dem zu Goslar gehörenden Dorf Hahndorf, und war mit Frau und Kind gekommen. Auch der CDU-Spitzenkandidat für Deutschland, David McAllister, kam in Bad Bederkesa mit seiner Frau Dunja zum Wählen, die Grüne Europa-Frontfrau Rebecca Harms wurde zur Wahl im Gemeindehaus Waddeweitz im Wendland von ihrem Mann begleitet. Alle drei Kandidaten begrüßten anwesende Wähler mit Handschlag.
Großes Interesse in Schleswig-Holstein
Mit einer guten Beteiligung hat in Schleswig-Holstein die Europawahl begonnen. Bis 11.00 Uhr warfen nach Angaben der Wahlleitung 14,4 Prozent der Berechtigten ihre Stimmzettel in die Urnen. „Das ist erstaunlich gut“ sagte Landewahlleiterin Manuela Söller-Winkler. Bei der Wahl vor fünf Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt 9,2 Prozent. Wenn die Wahlbeteiligung um 14.00 Uhr immer noch so hoch sei, werde sie anfangen, sich zu freuen, sagte Söller-Winkler. Die Wahllokale sind seit 8.00 Uhr geöffnet. In Schleswig-Holstein sind diesmal 2,26 Millionen Menschen stimmberechtigt und damit mehr als je zuvor.
Vor der Wahl hatten Politiker aller Parteien dazu aufgerufen, der Abstimmung nicht fernzubleiben. 2009 beteiligten sich im nördlichsten Bundesland nur 36,8 Prozent der Berechtigten an der Wahl. Von den 751 EU-Abgeordneten stellt Deutschland 96. Wie viele Schleswig-Holsteiner im neuen Parlament vertreten sein werden, ist noch offen. Beste Chancen, wiedergewählt zu werden, haben mit sehr aussichtsreichen Listenplätzen Reimer Böge von der CDU und die SPD-Politikerin Ulrike Rodust. Britta Reimers von der FDP kann ihren Parlamentssitz nur verteidigen, wenn ihre Partei deutlich besser abschneidet, als es die Umfragen erwarten lassen. Im Falle eines Erfolges der eurokritischen Alternative für Deutschland hätte auch deren Landesvorsitzende Ulrike Trebesius eine Chance.