Der Prozess gegen Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker ist mit einer Zeugenbefragung forgesetzt worden. Eine frühere Mitarbeiterin des mitangeklagten Partymanagers Manfred Schmidt schildert, wie Sponsoren für die Promifete Nord-Süd-Dialog angeworben wurden.
Hannover. Mit weiteren Zeugenaussagen ist der Korruptionsprozess gegen den Ex-Sprecher von Christian Wulff, Olaf Glaeseker, fortgesetzt worden. Eine frühere Mitarbeiterin des mitangeklagten Partymanagers Manfred Schmidt schilderte am Dienstag im Landgericht Hannover, wie Sponsoren für die Promifeten Nord-Süd-Dialog angeworben wurden. Schmidt soll an den Feiern 2007 bis 2009 in Hannover und Stuttgart viel verdient haben. Ziel der Partys war es unter anderem, Imagewerbung für Niedersachsen und Baden-Württemberg zu machen.
Glaeseker wird vorgeworfen, er habe von Schmidt für das Anwerben von Sponsoren für die Feten kostenlose Urlaube und Flüge erhalten. Glaeseker war zu der Zeit Regierungssprecher in Niedersachsen und Vertrauter des damaligen Ministerpräsidenten Wulff. Er muss sich wegen Bestechlichkeit verantworten, Schmidt wegen Bestechung.
Die Zeugin schilderte, Schmidt habe permanenten Druck bei der Suche nach Geldgebern aufgebaut. 2009 habe er Glaeseker in ihrer Gegenwart angerufen und erklärt: „Wir brauchen Firmen, wir brauchen Kohle!“ Schmidt habe sie auch auf Glaesekers Kollegen in Baden-Württemberg angesetzt. In Stuttgart habe sie beim dortigen Sprecher aber keinen Erfolg gehabt. „Er hat mir gesagt, dass er das nicht machen darf und auch nicht tun wird.“ Sie habe sich zudem gewundert, ob Glaesekers Aktivität legitim sei.
Glaeseker muss sich seit Dezember wegen Bestechlichkeit vor Gericht verantworten. Dem Ex-Vertrauten des ehemaligen Bundespräsidenten Wulff wird vorgeworfen, sich zwischen 2007 und 2009 von Schmidt mit Urlaubsreisen und Freiflügen bestochen haben zu lassen. Im Gegenzug habe er in seinem Amt als Staatssekretär in der niedersächsischen Staatskanzlei bei der Sponsorensuche geholfen - Streitwert rund 12.000 Euro. Schmidt muss sich deshalb wegen Bestechung verantworten. Beide Männer streiten die Reisen nicht ab, begründen sie aber mit ihrer langjährigen Freundschaft.
Am Freitag wird zudem der ehemalige Chef der niedersächsischen Staatskanzlei und des Bundespräsidialamtes, Lothar Hagebölling, als Zeuge vernommen. Er soll auch in die Sponsoren-Suche involviert gewesen sein. Unter anderem habe sich Hagebölling in eine Verhandlung zwischen Schmidt und dem Flughafen Hannover eingeschaltet, der Ende 2009 für die Party ein Terminal an Schmidt vermietete.
Glaeseker begründete sein großes Engagement bei der Sponsorensuche bislang vor Gericht mit den positiven Effekten der gelungenen Veranstaltungen für das Land Niedersachsen und seinen Dienstherren Wulff. Zudem habe Wulff entgegen seiner Aussage über die Freundschaft zu Schmidt sowie die gegenseitigen Besuche Bescheid gewusst. Das hatte auch Wulffs geschiedene Frau Christiane vergangene Woche in ihrer Vernehmung ausgesagt.
Wulff soll am 10. Februar vernommen werden, ebenso EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Dieser ist für den 24. Februar geladen. Wulff und Oettinger waren in ihrer früheren Funktion als Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Baden-Württemberg Schirmherren des Nord-Süd-Dialogs.
Zudem soll Glaeseker am 22. Januar im Korruptionsverfahren gegen Wulff aussagen. Zunächst war er für den kommenden Donnerstag geladen, auf Bitten von dessen Anwalt wurde der Termin jedoch um sechs Tage geschoben. Seine Aussage im Wulff-Prozess wird mit Spannung erwartet, da er in dem Verfahren noch nicht befragt wurde.
Wulff wird Vorteilsannahme im Amt vorgeworfen. Er soll sich vom mitangeklagten Filmproduzenten David Groenewold einen Teil seiner Kosten für Kost und Logis während eines Oktoberfestwochenendes 2008 bezahlt haben lassen. Im Gegenzug soll Wulff für Groenewold bei der Siemens-Spitze um Unterstützung für einen Film geworben haben.