Egal wie Christian Wulffs eigener Korruptionsprozess ausgeht, am 10. Februar wird der Ex-Bundespräsident wieder vor Gericht erscheinen: Als Zeuge im Verfahren gegen seinen Ex-Sprecher Olaf Glaeseker.
Hannover. Für Christian Wulff könnte die Leidenszeit auf der Anklagebank schon bald zu Ende sein. Noch im Januar will das Landgericht Hannover in seinem Korruptionsprozess urteilen. Die Chance auf einen Freispruch für den wegen Vorteilsannahme angeklagten Ex-Bundespräsidenten stehen gut. Trotzdem wird Wulff auch im Februar noch mindestens einmal im Saal 127 zu Gast sein und um seinen Ruf kämpfen müssen: Am 10. Februar wird er nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur als Zeuge im Prozess gegen seinen einstigen Vertrauten und Sprecher Olaf Glaeseker aussagen. Genau wie Wulff steht auch Glaeseker wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht.
Spätestens mit der Zeugenvernehmung Wulffs wird sich der Kreis um die beiden getrennten Verfahren schließen – medial, juristisch und menschlich. Denn zwischen den beiden Männern, deren Verhältnis Wulff früher sinngemäß als siamesische Freundschaft charakterisierte, herrscht seit mehr als eineinhalb Jahren Funkstille. Dennoch sind beide wegen ihrer aktuellen Korruptionsverfahren in einer ungewollten Schicksalsgemeinschaft ebenso vereint wie in der Berichterstattung.
In beiden Verfahren geht es um den gefährlichen Grat zwischen Freundschaft, Gefallen und Geld. Die Staatsanwaltschaft wirft Glaeseker Bestechlichkeit vor. Der damalige Wulff-Sprecher soll dem Partymanager Manfred Schmidt von 2007 bis 2009 bei der Sponsorensuche für die Promi-Fete Nord-Süd-Dialog geholfen haben. Schmidt soll mit der Party, bei der Wulff Schirmherr war, eine Million Euro Gewinn gemacht haben. Dafür soll er Glaeseker „als Belohnung“ zu neun Urlauben in seine Häuser nach Spanien und Frankreich eingeladen sowie 19 Freiflüge im Gesamtwert von etwa 12.000 Euro verschafft haben.
Glaeseker und Schmidt streiten die Reisen gar nicht ab, jedoch sei einzig ihre schon lange vor der Promifeier bestehende Freundschaft der Grund für die Besuche. Die Verteidigung im Wulff-Prozess ist auffällig ähnlich: Der Filmfinancier David Groenewold habe 2008 ebenfalls aus Freundschaft und ohne jede Hintergedanken einen Teil von Wulffs Hotelrechnung während eines Oktoberfestbesuches gezahlt. Gegenleistungen habe es auch hier nicht gegeben.
Das Aufeinandertreffen der einst untrennbaren Weggefährten dürfte - abgesehen von der Urteilsverkündung – der Höhepunkt des Verfahrens sein. Das Ex-Staatsoberhaupt hat sich gegenüber der Justiz bereits ausführlich zu den Vorwürfen gegen Glaeseker geäußert. Im Juni 2012, vier Tage nach seiner eigenen Geburtstagsfeier mit Glaeseker, sagt er der Staatsanwaltschaft, dass er von Glaesekers Freundschaft mit dem mitangeklagten Partymanager Manfred Schmidt ebenso wenig gewusst habe wie von den Besuchen bei ihm in Spanien und Frankreich.
Doch an Wulffs Unkenntnis gibt es Zweifel, weil neben Glaeseker auch dessen Ex-Frau Christiane sowie die gemeinsame Tochter Annalena bei Schmidt zu Gast gewesen sein soll. Dies hatten auch Glaeseker und Schmidt bei ihren Einlassungen im Gericht betont: „Es ist undenkbar, dass Wulff nichts davon gewusst hat“, lässt Schmidt seinen Anwalt bei der Prozesseröffnung Anfang Dezember erklären.
Bereits am kommenden Freitag dürfte die Frage nach Wulffs Unwissenheit wichtig werden: Denn am fünften Prozesstag wird Christiane Vogt im Gerichtssaal als Zeugin erwartet. Drei Mal soll sie zusammen mit Glaeseker auf Reisen gewesen sein, um nach der Trennung von Wulff 2006 räumlichen Abstand nach Hannover zu bekommen.
Während Glaeseker in seinem Verfahren auf Rückendeckung durch Wulffs Ex-Frau hofft, weil diese seine Freundschaft zu Schmidt schon vor den Promi-Partys bezeugen könnte, könnte ihre Aussage für Wulff unangenehme Folgen haben: Die nach seinem Amtsverlust möglicherweise im eigenen Gerichtsverfahren mühsam erkämpfte neue Glaubwürdigkeit würde so umgehend wieder angekratzt.