Nach dem Kreisverband Bremerhaven hat jetzt auch die Mehrheit im Landesvorstand der Vorsitzenden das Vertrauen entzogen.

Bremen. Die angeschlagene Bremer CDU-Vorsitzende Rita Mohr-Lüllmann verliert immer mehr an Rückhalt im Landesvorstand. 17 von aktuell 31 stimmberechtigten Vorstandsmitgliedern unterzeichneten eine Rücktrittsforderung. „Wir fordern die Landesvorsitzende auf, weiteren Schaden von der Partei fernzuhalten und die persönlichen Konsequenzen zu ziehen, um dadurch einen Neuanfang der gesamten CDU im Bundesland Bremen zu ermöglichen.“ In den Medien ausgetragene Streitigkeiten und Verleumdungen hätten das Bild der Bremer CDU in der Öffentlichkeit beschädigt, argumentierten sie. Insgesamt stünden sogar 24 Vorstandsmitglieder gegen Mohr-Lüllmann, sagte der Mitunterzeichner und Bürgerschaftsabgeordnete Heiko Strohmann am Donnerstag.

Hintergrund ist die Auseinandersetzung um die Kandidatur zur Bundestagswahl im kommenden Jahr. Neben der 55 Jahre alten Landesvorsitzenden hatte auch der Bremerhavener Kreisvorsitzende Michael Teiser seine Bewerbung um den Spitzenplatz auf der Bremer Liste angekündigt. Mohr-Lüllmann soll im Beisein von Abgeordneten von „kriminellen Machenschaften“ in der Bremerhavener CDU gesprochen haben. Sie bestreitet das, eine SPD-Politikerin sagte dagegen, der Satz sei gefallen. Teiser zog inzwischen verärgert zurück. Er könne sich als Bürgermeister in Bremerhaven so eine Auseinandersetzung nicht leisten.

Zuvor hatte Fraktionschef Thomas Röwekamp in einem Interview gefordert, dass Mohr-Lüllmann in Bremen bleiben solle. Er bot ihr seinen Job an, falls sie schon jetzt wieder die Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahl 2015 übernehme. Im vergangenen Jahr war die CDU mit der promovierten Fachapothekerin an der Spitze nur auf 20,4 Prozent gekommen und musste die zusammen mit der SPD regierenden Grünen an sich vorbeiziehen lassen. Zwischen Röwekamp und Mohr-Lüllmann herrscht schon lange ein frostiges Verhältnis.

Aus dem CDU-Landesverband war am Donnerstag zu hören, dass der Bürgerschaftsabgeordnete und stellvertretende Landeschef, Jörg Kastendiek, ein mehrheitsfähiger und geeigneter Mann wäre, um den tiefen Graben in der Bremer CDU zu überbrücken. Kastendiek gehört nicht zu den Unterzeichnern der Rücktrittsforderung.

Mohr-Lüllmann hatte noch am Mittwoch den vom Kreisvorstand Bremerhaven geforderten Rücktritt abgelehnt. Für eine Stellungnahme war sie am Donnerstag nicht zu erreichen. Der stellvertretende Landesvorsitzende und frühere Senator Hartmut Perschau plädierte im Interview des „Weser-Kuriers“ dafür, den Streit nicht auf die Spitze zu treiben. „Ich glaube nicht, dass wir es mit einer Frage zu tun haben, die den Einsatz schwerer Geschütze nötig macht. Man muss die Kirche im Dorf lassen.“ Jetzt müsse alles getan werden, um diesen vermeidbaren Streit beizulegen, forderte Perschau.

Über die weiteren Schritte – sollte Mohr-Lüllmann im Amt bleiben wollen – hätten ihre Gegner noch nicht beraten, sagte Strohmann. Die nächste Vorstandssitzung ist für den 6. November geplant. Ob es dann zu einem Misstrauensvotum komme, sei noch unklar.